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Reges Treiben im Handelsraum der AKB
Aus News-Clip vom 24.06.2016.
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International Schweizer Börse: Unsicherheit, aber kaum Panik

Der Austritt Grossbritanniens aus der EU hat die Anleger erschreckt, Panik herrschte zumindest in der Schweiz aber nur kurze Zeit. Zum Börsenschluss lag der SMI mit gut drei Prozent im Minus. Die Nationalbank intervenierte am Devisenmarkt, um den Franken zu schwächen.

  • Britisches Pfund stürzt auf tiefsten Stand seit 1985
  • SMI schliesst bei minus 3,4 Prozent
  • Im frühen Handel notierte er zeitweise bis 6,5 Prozent tiefer
  • Alle Schweizer Standardwerte schliessen schwächer
  • Schweizer Franken und Gold gesucht

Der Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union hat die Anleger erschreckt. Der Schweizer Leitindex verbuchte bei überdurchschnittlichen Umsätzen mit einem Minus von über fünf Prozent vorübergehend den stärksten Einbruch seit Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank die Anbindung des Frankens an den Euro aufgehoben hatte.

Immer noch kleiner Wochengewinn

Dann aber legte sich die anfängliche Panik und der SMI schloss um 3,44 Prozent im Minus. Schlimmer erwischte es den Deutschen Aktienindex (DAX): Er ging mit einem Abschlag von 6,82 Prozent aus dem Handel. In den USA verlor der Dow Jones Industrial bis zum Handelsende 3,39 Prozent.

«Unter dem Strich ist in der Schweiz gar nicht viel passiert. Wir haben nur die Kursgewinne wieder verloren, die wir in den vergangenen fünf Tagen gemacht haben», kommentierte ein Händler. Im Vergleich zur Vorwoche ergibt sich noch ein Plus von 0,4 Prozent.

Zur Beruhigung beigetragen habe die Schweizerische Nationalbank (SNB), die nach eigenen Angaben am Devisenmarkt interveniert hat. «Damit wurde ein stärkerer Anstieg des Frankens verhindert», sagte ein anderer Händler.

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Brexit lässt den Franken erstarken
aus Echo der Zeit vom 24.06.2016. Bild: Keystone
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Banken arg gebeutelt

Sämtliche Standardwerte notierten zum Börsenschluss schwächer. Die grössten Verluste verbuchten die Aktien von Banken und zyklischen Firmen. Die Aktien der Grossbank Credit Suisse fielen um 14 Prozent. Die Papiere der Mitbewerber UBS und Julius Bär sackten um 11 und 9 Prozent ab.

Angesichts des Brexit rechnet die Konjunkturforschung der ETH Zürich (KOF) mit einer Senkung ihrer Wirtschaftsprognosen für die Schweiz. «Ich glaube schon, dass wir die BIP-Prognosen revidieren müssen», sagte KOF-Direktor Egbert Sturm.

Weltweit Interventionen

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Die SNB ist nicht die einzige Nationalbank, die wegen des Brexit interveniert hat: Die Nationalbanken Südkoreas und Indiens verkauften Dollars, um den Fall der Landeswährungen Won und Rupie abzufedern. Die Bank of England stellte Eingriffe in Aussicht: Mehr als 250 Milliarden Pfund stelle sie notfalls bereit, um die Märkte zu stabilisieren.

Euro am Trudeln

Der Euro gab nach dem Abstimmungsresultat deutlich nach – um mehr als vier Prozent – erstarkte dann aber gegenüber dem Franken wieder. Aktuell beträgt der Euro-Franken-Kurs gut 1,0832.

Die SNB hatte bestätigt, dass sie mit Interventionen am Devisenmarkt eingegriffen hat. Wie sie in einem kurzen Communiqué schrieb, will sie weiter aktiv bleiben.

Neben dem Franken war auch Gold als sicherer Hafen gesucht: Der Preis pro Feinunze (31 Gramm) schoss auf bis zu 1358 Dollar in die Höhe – ein neuer Höchstwert seit Sommer 2014. Britische Internetnutzer googelten sechsmal häufiger «Gold kaufen» als sonst, wie eine Google-Analyse zeigt.

Einschätzungen von SRF-Wirtschaftsexperte Reto Lipp

Einschätzungen von SRF-Wirtschaftsexperte Reto Lipp
Laut SRF-Wirtschaftsexperte Reto Lipp ist der Brexit für die Schweiz eine schlechte Nachricht. Denn der Franken werde stark bleiben. Die Nationalbank müsse nun mit aller Dringlichkeit verhindern, dass der Franken im Verhältnis zum Euro auf 1,05 oder gar auf Parität lande.
Einen Wermutstropfen für den Schweizer Handel erkennt Reto Lipp allerdings: «Für den Bankenplatz könnte es insofern positiv sein, dass Krisen immer dazu führen, dass Kapital in sichere Anlagen investiert wird. Und die Schweiz und ihr Bankenplatz gelten als sehr sicher – es könnte also Anlagekapital geben, das auf Schweizer Banken drängt.»

So oder so könnten die Schweizer Geldhäuser Verschiebungen erfahren. «Viele Schweizer Banken sind in London, weil sie damit Zugang zum europäischen Markt haben. Wenn sie diesen Zugang jetzt verlieren, wären sie vermutlich in Frankfurt besser positioniert. Also könnten UBS, CS und andere Banken Arbeitsplätze nach Frankfurt verlegen.» Das passiere nicht über Nacht, so Reto Lipp, aber schleichend.

(Sendebezug: Sondersendungen zum Brexit bei SRF)

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