Endlose Mais- und Sojafelder, ab und zu eine Kleinstadt: Indiana gilt als «fly-over-state» – ein monotones Flachland, das hochnäsige Ost- und Westküstenbewohner am liebsten nur aus der Luft betrachten. Wirtschaftlich ist Indiana knapper Durchschnitt, politisch gemässigt konservativ. Nur Lyndon B. Johnson vor über fünfzig Jahren und Barack Obama 2008 konnten hier für die Demokraten Präsidentschaftswahlen gewinnen.
Ansonsten wählt die vorwiegend weisse, ländlich geprägte Bevölkerung in Indiana zuverlässig republikanisch. Alles stabil, alles vorhersehbar, Langweile pur. Die fetten Politschlagzeilen werden anderswo gemacht – ausser dieses Mal: Gewinnt Donald Trump auch in Indiana die Vorwahlen, ist er so gut wie sicher republikanischer Präsidentschaftskandidat.
Wer Indiana gewinnt, ist wohl Präsidentschaftskandidat
Um dies zu verhindern, haben sich die beiden letzten verbliebenen Konkurrenten zu einer Anti-Trump-Allianz zusammengeschlossen. Ted Cruz, erzkonservativer Senator aus Texas und der eher gemässigte John Kasich, Gouverneur aus Ohio, wollen in den verbleibenden Vorwahlen ihre Kräfte bündeln. In Indiana unterstützt Kasich den stärker eingeschätzten Cruz, in New Mexico, oder Oregon wird es umgekehrt sein.
Das macht vor allem in jenen Staaten Sinn, in denen bei den republikanischen Vorwahlen das Majorzsystem gilt: wer am meisten Stimmen macht, erhält alle Delegiertenstimmen. Diese Delegierten-, oder Wahlmännerstimmen sind entscheidend. Wer bei den rund 60 Vorwahlen in allen US-Bundesstaaten und den amerikanischen Ueberseegebieten auf 1237 Delegiertenstimmen kommt, hat die Nomination auf sicher.
Donald Trump fehlen nur noch 250 Stimmen, knapp ein Viertel davon sind der Siegerpreis in Indiana. Mit andern Worten: Wollen sich Cruz und Kasich noch minime Chancen auf eine Kandidatur ausrechnen, müssen sie Trump in Indiana stoppen.
Mit vereinten Kräften gegen Trump
In den verbleibenden bloss zehn Vorwahlen können allerdings weder Cruz noch Kasich die Hürde von 1237 Delegiertenstimmen überspringen. Nur wenn auch der klar führende Trump dieses Ziel verfehlt, bleiben sie im Rennen. Dann kommt es am republikanischen Parteitag im Juli in Cleveland zu einer sogenannt «brokered Convention». Das bedeutet, dass die Delegierten nur im ersten Wahlgang ihren Kandidaten unterstützen müssen und danach ihre Stimme frei abgeben können. Weil der unberechenbare Quereinsteiger Donald Trump dem Parteiestablishment höchst suspekt ist, hoffen viele traditionelle Republikaner auf dieses Szenario. Ob aber ausgerechnet der radikal-konservative Ted Cruz eine Alternative zu Donald Trump ist, scheint fraglich. Für John Boehner zum Beispiel ist Cruz der «leibhaftige Teufel». Noch nie habe er mit einem schlimmeren Hurensohn zusammengearbeitet, sagte der frühere Speaker des US-Repräsentantenhauses letzte Woche an einer Veranstaltung in Kalifornien. Cruz, der evangelikalen Kreisen und der Tea Party nahe steht, gilt als einer der kompromisslosesten Parlamentarier in Washington. Die zweiwöchige Regierungsblockade 2013 zum Beispiel geht wesentlich auf sein Konto.
Ein kompromissloser Hardliner oder ein unberechenbarer Aussenseiter
Die Wahl zwischen Ted Cruz und Donald Trump fällt vielen «Parteifreunden» schwer. Die Republikaner von Indiana nehmen ihnen vielleicht die Entscheidung ab. Nochmals fünfzig Delegiertenstimmen für Trump und der erst belächelte, dann gefürchtete Aussenseiter ist schon so gut wie Präsidentschaftskandidat der «Grand Old Party».