Ende August warnte das FBI davor, dass die Wahlsysteme zweier US-Bundesstaaten gehackt worden seien. Vermutlich stünden Täter aus dem Ausland hinter dem Coup. Im Vorfeld der Präsidentenwahl sorgte die Nachricht für einiges Aufsehen.
Mangelhafte US-Wahlmaschinen
Die Warnung zeigt nur einen Teil des Problems: Die Wahlmaschinen in den USA sind nämlich nicht nur durch externe Hackerangriffe gefährdet, sondern auch durch interne Manipulation. Niemand kann garantieren, dass sie die Stimmen der Wählerinnen und Wähler korrekt zählen.
Bei manchen Urnen drückt man einfach einen Knopf und die Stimmen werden ausschliesslich elektronisch erfasst. Andere lesen Abstimmungsbögen aus Papier elektronisch ein. Je nach US-Bundesstaat ist das verschieden.
Zählt meine Stimme wirklich?
«Die Abstimmungen sind eine Blackbox. Es gibt keine Transparenz», sagt der Jungunternehmer Adam Ernest. Als Wähler habe man keinerlei Beleg, ob die eigene Stimme tatsächlich gezählt werde. «Es gibt keine Möglichkeit, das Ergebnis zu überprüfen, also gibt es keine Garantie, dass dem Wahlprozedere vertraut werden kann.»
Im US-Bundesstaat Virginia etwa zeigten Untersuchungen, dass manche Wahlmaschinen die Stimmen ungenau zählten und dass sie problemlos gehackt werden konnten. Virginia hat sie letztes Jahr nach zwölf Jahren im Einsatz aus dem Verkehr gezogen.
Einige Experten in den USA verlangen inzwischen, dass die Wahlen wieder auf Papier durchgeführt werden und Menschen die Stimmen auszählen, um vor Hackern gefeit zu sein. Allerdins sei auch das fehleranfällig, sagt Ernest. Er sieht einen anderen, digitalen Weg, der sichere, unverfälschte Wahlen und damit auch das Vertrauen in den Abstimmungsprozess garantieren könnte.
Transparenz dank Blockchain
Ernests Firma namens Followmyvote entwickelt eine Software, die auf Blockchain-Technologie basiert. Diese Technologie mache es möglich, den ganzen Wahlverlauf aufzuzeichnen, sagt Mitbegründer Nathan Hort. «Und diese Informationen können nachträglich nicht verändert werden.» Denn mit Blockchain wird die Stimmabgabe dezentral auf verschiedenen Computern gespeichert.
Wenn nun jemand versuche, das Ergebnis irgendwo zu manipulieren, so fliege das auf, sagt Hort. Denn der ursprüngliche Wahlverlauf sei auf den anderen Computern weiterhin gespeichert, und diese tauschten die Information automatisch aus. Die dezentrale Speicherung sichere das System auch gegen Hackerangriffe ab, weil es keinen zentralen Datenspeicher gebe, der angegriffen werden könne.
Technologie steht erst am Anfang
Followmyvote führt nun Gespräche mit US-Gemeinden für Pilotprojekte. Ausserdem veranstaltet das Unternehmen während der aktuellen Präsidentenwahl eine fiktive Parallelwahl, um die Software zu testen. Sie hätten auch Anfragen aus europäischen Ländern erhalten, berichten die Jungunternehmer.
In der Schweiz allerdings wartet man noch ab. Bund und Kantone beobachteten die Entwicklung mit Interesse, heisst es bei der Bundeskanzlei. Die Technologie sei noch jung.
Tatsächlich wird sich die Blockchain-Technolgie zur Stimmabgabe schrittweise entwickeln und beweisen müssen: Etwa bei einfacheren Verfahren wie Vereinsabstimmungen oder um die Stimmen an Aktionärsversammlungen zu erfassen. An solchen Beispielen muss sich das Blockchain-Abstimmungssystem bewähren, bevor es bei politischen Wahlen einsetzbar ist.