In Chile finden zurzeit die südamerikanischen Kontinentalmeisterschaften im Männerfussball statt. Zwei der Stadien, in denen die Spiele ausgetragen werden, sind in der Hauptstadt, Santiago de Chile. Diese leidet zurzeit an starker Luftverschmutzung.
Höchste Smog-Alarmstufe
Am Montag galt erstmals nach 16 Jahren wieder die höchste Alarmstufe. Die Schulen strichen den Turnunterricht, 1800 Industriebetriebe stellten für 24 Stunden ihre Produktion ein.Tausende von Privatautos durften nicht zirkulieren.
Gestern fielen die Schutzmassnahmen weniger strikt aus, weil sich die Messwerte leicht verbessert hatten. Für den Mittwoch wollen die Behörden die Lage neu beurteilen. Die in Santiago anberaumte Viertelfinalpartie zwischen Chile und Uruguay soll auf jeden Fall gespielt werden. Besondere Vorsicht sei einzig für Kleinkinder und ältere Menschen angebracht. Sie sollten es laut der Gesundheitsministerin vermeiden, ihre Häuser zu verlassen.
Seit Wochen herrscht Smog
Santiago de Chile gehört zu den Städten mit der weltweit höchsten Luftverschmutzung. Seit Wochen hat sich über der Hauptstadt Chiles eine dichte Smog-Schicht festgesetzt. Es handelt sich um Partikelstaub aus Fabrikschloten und Dieselmotoren. Das Problem hat sich dramatisch verschärft, weil im Herbst die Niederschläge ausgeblieben sind und auch, weil die Siebenmillionenstadt von Winden weitgehend abgeschirmt ist.
Chile ist das wirtschaftsfreundlichste Land Lateinamerikas. Die Umweltnormen gelten als lax und die Industrie hält sie nicht ein, weil die Behörden kaum über Kontrollmöglichkeiten verfügen.
Politik müsste Massnahmen ergreifen
Bis 2006 galten die öffentlichen Busse als Hauptquelle der Luftverschmutzung. Zwar wurde die Flotte erneuert, doch statt etwa mit Gas wurden die Busse erneut mit Dieselmotoren ausgerüstet. Dazu kommt, dassd der öffentliche Verkehr als wenig leistungsfähig gilt. Deshalb benützen überdurchschnittliche viele Arbeitnehmer ihre Privatfahrzeuge.
Projekte zur Umsiedlung der besonders verschmutzenden Industriezweige gibt es, zum Beispiel an die Küste, wo der Wind bläst. Doch Wirtschaftsverbände haben das bislang erfolgreich verhindert. Wirklich entschlossen hat die Politik Chiles bis jetzt nicht gehandelt.