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International Sniper von Dallas war vermutlich Einzeltäter

Der Schütze von Dallas war offenbar im Besitz zahlreicher Waffen. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Eine kriminelle Vorgeschichte hatte der ehemalige Kriegsveteran nicht. Nach den Todesschüssen hat etwa die Stadt New York die Sicherheitsvorkehrungen für Polizisten verstärkt.

Laut mehreren Vertretern von US-Sicherheitsbehörden hat der Mann, der in Dallas tödliche Schüsse auf Polizisten abgab, als Einzeltäter gehandelt. Die Polizei fand in der Wohnung des 25-jährigen Kriegsveteranen aber nach eigenen Angaben Waffen und Bombenbaumaterial.

FBI-Beamte auf einer Strasse
Legende: Die Ermittlungen in Dallas laufen auf Hochtouren. In der Wohnung des Täters wurden zahlreichen Waffen entdeckt. Keystone

Keine Verbindung zu Terrororganisationen

«Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es so, als habe es nur einen Schützen gegeben», sagte Jeh Johnson, Minister für Innere Sicherheit. Es gebe auch keine Hinweise, dass der Afghanistan-Veteran eine Verbindung «zu einer internationalen Terrororganisation hatte oder von dieser inspiriert war».

Der Bürgermeister von Dallas, Mike Rawlings, äusserte sich am Freitagabend ähnlich: «Wir gehen nun davon aus, dass die Stadt sicher ist. Der Verdächtige ist tot und wir können uns daran machen, die Wunden zu heilen.»

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Allerdings waren laut Rawlings auch zwei Männer und eine Frau festgenommen worden, die wenig kooperativ seien. Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, erklärte, die Polizei verfolge weiter jede Spur, um sicher zu gehen, dass mögliche Mittäter nicht entkämen.

Als Soldat in Afghanistan

Ein Heckenschütze hatte während einer Kundgebung gegen Polizeigewalt in Dallas aus dem Hinterhalt fünf Polizisten erschossen, sieben weitere Beamte sowie zwei Zivilisten wurden verletzt.

Nach den tödlichen Schüssen hatte sich der Mann stundenlang in einer Parkgarage verschanzt hatte und mit der Polizei verhandelt. Er nannte dabei als Tatmotiv die jüngsten tödlichen Polizei-Einsätze gegen Afroamerikaner. Er sagte auch, dass er allein gehandelt habe und zu keiner Organisation gehöre.

Die Polizei tötete ihn schliesslich mit Hilfe eines Roboters, der mit einem Sprengsatz versehen war. Später wurde der Tote als Micah Johnson identifiziert: Ein 25-Jähriger, der sechs Jahre lang Reservesoldat war und vom November 2013 bis Juli 2014 in Afghanistan im Einsatz stand. Er diente in einer Einheit für Schreinerei und Maurerhandwerk. Eine kriminelle Vergangenheit hatte Johnson nicht. Er war als Einzelgänger beschrieben worden.

In der Wohnung des Mannes fand die Polizei aber nach eigenen Angaben jede Menge Waffen und paramilitärisches Material, auch zum Bombenbau. Gefunden worden seien Schutzwesten, Munition, Gewehre und ein Handbuch für den bewaffneten Kampf. Ausserdem seien afro-nationalistische Schriften aufgetaucht.

Möglicher ideologischer Hintergrund

Auch wenn Johnson vermutlich ein Einzeltäter war – zumindest ideologisch scheint er militanten US-Schwarzenorganisationen nahegestanden zu haben. Entsprechende Hinweise finden sich auf seiner mutmasslichen Facebook-Seite, die im Verlauf des Tage von dem Internet-Netzwerk gelöscht wurde.

Auf einem Foto ist der junge Afroamerikaner mit erhobener rechter Faust zu sehen, einer typischen Geste der Black-Power-Bewegung früherer Jahrzehnte. Im Hintergrund ist die rot-schwarz-grüne Afroamerikanische Flagge zu sehen, die in der Bewegung für die Rechte der Schwarzen in den sechziger Jahren populär war.

Ein anderes Foto zeigt die Schwarzweisszeichnung einer Faust und die Worte «Black Power». Als «likes» werden mehrere radikale afroamerikanische Gruppierungen genannt. Dazu gehören die New Black Panther Party (NBPP) und die Nation of Islam.

New York verstärkt Sicherheit

Nach der Tat in Dallas kündigte New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio verstärkte Schutzmassnahmen für alle Polizisten in der Grossstadt an der Ostküsten an. «Kein Polizist geht mehr alleine auf Streife. Alle gehen aus Sicherheitsgründen mindestens zu zweit», sagte de Blasio bei einer Pressekonferenz. Zudem würden alle Demonstrationen, Protestmärsche und sonstigen Grossveranstaltungen künftig von deutlich mehr Personal bewacht als sonst.

Das alles seien reine Vorsichtsmassnahmen, betonte de Blasio. «Es gibt keine Anzeichen für eine spezifisch hierhin gerichtete Bedrohung.» Ende 2014 waren in New York zwei Polizisten erschossen worden. Der Täter hatte zuvor in sozialen Netzwerken Drohungen gegen die Polizei hinterlassen und sich wütend über den vorherigen Tod zweier Schwarzer bei Polizeieinsätzen geäussert.

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