Das Treffen zwischen Barack Obama und Wladimir Putin Anfang Woche verlief zwar mühsam. Am Ende bestand dennoch Hoffnung, es könnte im Syrienkonflikt zum Schulterschluss, zu einem politischen Friedensprozess kommen. Es gab einen gemeinsamen Nenner: Die Abscheu vor den blutrünstigen Dschihadisten.
Jetzt sieht alles anders aus
Fünf Tage Diplomatie und zwei Tage russische Luftangriffe später sieht fast alles anders aus. Zumal die Angriffe nicht nur oder nicht mal primär dem sogenannten «Islamischen Staat» gelten.
Aussenminister Sergej Lawrow beteuert zwar vor UNO-Korrespondenten: Wenn etwas wie ein Terrorist aussehe, wie ein Terrorist handle, wie ein Terrorist gehe, dann sei es ein Terrorist. Diese, nur diese greife Russland an.
Westliche Luftwaffen verdrängen?
Die Amerikaner und längst nicht nur sie, glauben das nicht. Aussenminister John Kerry: Lawrow erwidert auf kritische Fragen bloss, man solle den Amerikanern, vor allem dem Pentagon nichts glauben, was die russischen Luftschläge angehe. Bloss: Zu viele Indizien sprechen gegen die russische Version.
Auch die Tatsache, dass Moskau Abfangjäger und potente Fliegerabwehrsysteme nach Syrien bringt - obschon die Islamisten gar keine Flugzeuge besitzen. Geht es also doch darum, westliche und arabische Luftwaffen aus dem syrischen Luftraum zu verdrängen - statt, wie Moskau weiter behauptet, mit ihnen zu kooperieren?
Gefahr direkter Konfrontation
Skrupellosigkeit, Kaltschnäuzigkeit und ein über lange Zeit aufrechterhaltenes Doppelspiel zwischen Reden und Taten, bewies Putin schon in der Ukraine. Dass sich der Westen militärisch strikte heraushielt und keine Waffen an die Ukraine lieferte, verhinderte da eine Eskalation.
Jetzt, in Syrien, stehen sich aber die US-geführte und die russische Luftwaffe im selben Land gegenüber. Ein Stellvertreterkrieg, nach dem Modell des Kalten Kriegs, beginnt. Die Gefahr direkter Konfrontationen und von Abschüssen ist gross. Die Folgen wären dramatisch.