Im Syrien-Konflikt verschärft sich der Tonfall zwischen Russland und den USA. Russland will weiter Luftangriffe auf Aleppo fliegen. US-Aussenminister John Kerry hatte zuvor Russland gewarnt, man werde die Syrien-Gespräche abbrechen, sollten die Angriffe auf die syrische Stadt Aleppo weitergehen.
Die Wortwahl der USA in der Krise lasse sich nur als Unterstützung des Terrorismus interpretieren, kritisierte der russische Aussenstaatssekretär Sergej Riabkow Agenturmeldungen zufolge. Russland sei beim Kampf um Aleppo nur zu zweitägigen Feuerpausen zur Versorgung der Zivilbevölkerung bereit.
In einer siebentägigen Waffenruhe könnten terroristische Kräfte sich umgruppieren, begründete der Minister. Die USA fordern die Einhaltung der mit Russland vereinbarten Pausen von sieben Tagen. Moskau will im Gegenzug, dass die USA für eine Trennung von gemässigter Opposition und Terrorgruppen sorgen.
Stopp der Angriffe gefordert
US-Aussenminister John Kerry hatte am Mittwoch seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in einem Telefongespräch gewarnt, Washington werde die Syrien- Gespräche abbrechen, sollten die Angriffe auf Aleppo weitergehen. Die russische Regierung müsse unverzüglich für ein Ende der Angriffe sorgen, erklärte das US-Aussenministerium.
Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte daraufhin in einer ersten Reaktion erklärt, ungeachtet tiefer Differenzen und gegenseitiger Vorwürfe die Zusammenarbeit mit den USA im Syrien-Konflikt fortsetzen zu wollen.
Auch Merkel und Erdogan kritisieren Moskau
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisierten die jüngste von Russland unterstützte Offensive der syrischen Armee gegen die von Rebellen kontrollierten Stadtteile Aleppos scharf.
Beide Politiker seien sich in ihrem Telefongespräch einig gewesen, hiess es in Berlin. Die «mehrfach berichteten eklatanten Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht» seien nicht hinnehmbar.
Merkel und Erdogan seien sich ebenfalls einig, dass Russland eine besondere Verantwortung zukomme, «um die Gewalt zu beruhigen und damit einem politischen Prozess überhaupt eine Chance zu geben». Ein Waffenstillstand sei dringlicher denn je.
Eine zwischen den USA und Russland ausgehandelte Feuerpause in Syrien war Anfang vergangener Woche von der syrischen Armee aufgekündigt worden. Seitdem startete diese mit Unterstützung russischer Truppen eine Militäroffensive auf Aleppo, um die einstige Wirtschaftsmetropole im Norden des Landes zurückzuerobern.
Hunderte Menschen getötet
Seit dem Zusammenbruch der Waffenruhe wurden nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 300 Menschen getötet. Der Hilfsorganisation Unicef zufolge kamen seit Freitag 96 Kinder ums Leben, 223 wurden verletzt.
In Aleppos Rebellengebieten gebe es nur noch 30 Ärzte, hiess es. Dort sind bis zu 300'000 Menschen eingeschlossen. Es fehlt akut an Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung. Fluchtwege für Zivilisten sind blockiert. In den vergangenen Tagen kamen in mehreren syrischen Regionen Hilfskonvois wegen der anhaltenden Gewalt nicht an ihr Ziel.