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Legende: Vielen Menschen in Aleppo fehlt es am Notwendigsten. Keystone

International Syrisches Regime blockiert humanitäre Hilfe für Aleppo

Die Waffenruhe in Syrien ist zwar brüchig, aber sie hält. Dennoch gelangte bisher keine Hilfe zu den Menschen in den abgeschnittenen Stadtvierteln von Aleppo. Die Rebellen geben der Assad-Armee die Schuld daran. Die UNO bestätigt, dass einzig Damaskus die Hilfslieferungen aufhalte.

Drei Tage nach dem Beginn einer Waffenruhe in Syrien warten UNO-Hilfskonvois weiter auf grünes Licht der Regierung in Damaskus zur Versorgung notleidender Menschen. Die Vereinten Nationen fordern von der syrischen Regierung sofortigen Zugang.

Damaskus müsse umgehend Briefe ausstellen, die der UNO freien Zugang zu umkämpften Gebieten garantieren, sagte der UNO-Sondergesandte Staffan de Mistura. Die Feuerpause soll die Lieferung dringend benötigter Hilfsgüter an die notleidende Bevölkerung in Aleppo und anderen belagerten Städten und Gebieten erlauben.

Taktik des Aushungerns?

Trotz der weitgehenden Einstellung der Kämpfe konnten bisher keine Hilfskonvois in die von den Rebellen gehaltenen Viertel im Osten Aleppos gelangen. Dort leben rund 250'000 Menschen unter der Belagerung der Regierungstruppen. Kritiker werfen der Regierung vor, sie nutze eine Taktik des Aushungerns, um Rebellen zum Abzug zu zwingen.

«Was nutzt die Verlängerung der Waffenruhe, wenn wir weiter belagert sind?», fragte der Einwohner Abu Ibrahim, dessen Viertel zuletzt am 7. Juli internationale Hilfsgüter erhielt. «Vorher starben wir im Bombenhagel, heute sterben wir an Hunger.»

Hoffen auf baldigen Rückzug

De Mistura sagte, auch Russland sei «enttäuscht» darüber, dass Damaskus nicht die erforderlichen Genehmigungen erteile. Allerdings gelte dies nicht für Aleppo, da es dort ausreiche, dass die UNO die Regierung über die Entsendung von Hilfskonvois über die Strasse von Castello informiere. Zuvor müsse sich aber die syrische Armee wie vereinbart von der Strasse zur türkischen Grenze zurückziehen, sagte de Mistura.

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Syrien wartet dringend auf Hilfe
aus Echo der Zeit vom 15.09.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 34 Sekunden.

Ein Hilfskonvoi aus 20 Lastwagen für Aleppo überquerte am Donnerstag immerhin die türkische Grenze, wartete aber weiter in einer Pufferzone zwischen der Türkei und Syrien. Der UNO-Hilfskoordinator Jan Egeland sagte, sie hofften auf eine Auslieferung der Hilfsgüter am Freitag. Sobald die syrische Armee sich von der Strasse nach Aleppo zurückgezogen hat, sollen die Lastwagen in den Osten der Stadt fahren.

Abzug von Hauptversorgungsroute

Die syrische Armee hat nach Angaben Russlands mit dem stufenweisen Abzug von Kriegsgerät und Kämpfern von der Hauptversorgungsroute (Castello-Strasse) bei Aleppo begonnen. Mit dem Rückzug sollen humanitäre Hilfslieferungen erleichtert werden, sagte General Wladimir Sawtschenko der russischen Agentur Ria Nowosti.

Der Schritt erfolge in Übereinstimmung mit den internationalen Vereinbarungen. Der russische Vizeaussenminister Gennadi Gatilow sagte in Moskau, er schliesse neue Syrien-Friedensgespräche zwischen Vertretern von Machthaber Baschar al-Assad und den Rebellen Ende September oder im Oktober nicht aus.

75'000 Flüchtlinge sitzen an syrisch-jordanischer Grenze fest

75'000 Flüchtlinge sitzen an syrisch-jordanischer Grenze fest
Rund 75'000 Flüchtlinge sind laut Amnesty International (AI) seit Wochen unter menschenunwürdigen Bedingungen an der syrisch-jordanischen Grenze gestrandet. Die Menschen im Niemandsland seien seit zwei Monaten von humanitärer Hilfe praktisch abgeschnitten. Es mangele an Nahrung, Wasser und Medizin, viele Menschen seien gestorben. Filmaufnahmen zeigten, dass es in der Region um die seit Ende Juni geschlossenen Grenzstationen Rukban und Hadalat Massengräber gebe, berichtet AI. Die Situation sei eine tragische Folge des Versagens der internationalen Gemeinschaft in der Flüchtlingskrise. Mit Blick auf das UNO-Gipfeltreffen nächste Woche in New York rief AI die politischen Führer auf, mehr als nur Rhetorik zu liefern. Jordanien dürfe die Grenze nicht länger blockieren und solle die Gestrandeten ins Land lassen. Andere Staaten müssten einen «fairen Anteil an Flüchtlingen» aufnehmen.

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