Es werde schwierig sein, Anschläge wie die von Wolgograd zu verhindern, sagt Uwe Halbach im Gespräch mit SRF. Er arbeitet für die Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Sicherheitsringe gegen Selbstmordattentäter könnten kaum ausgebaut werden. «Erst recht nicht, wenn die Attentäter zunehmend ethnische Russen sind, die nicht auffallen in der Masse.»
Laut Halbach stellt sich deshalb die Frage, in wieweit Sotschi und das olympische Areal wirklich «von solchen Elementen» geschützt werden kann. Auch sei nicht sicher, dass sich die terroristischen Aktionen in erster Linie auf das olympische Areal konzentrieren werden. «Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Olympiade von Terrorakten flankiert sein wird, die nicht unbedingt im olympischen Areal selber ausgeführt werden müssen.»
«Es werden wahrscheinlich die Olympischen Spiele sein, die am stärksten von sicherheitspolitischen Massnahmen begleitet sind», sagt der Experte für Zentralasien und den Kaukasus. Allein für die Stadt Sotschi würden 40'000 Sicherheitskräfte aufgestellt. Zudem seien Radar- und Drohneneinsätze an der Küste des Schwarzen Meeres geplant. Und für jeden Teilnehmer der Spiele seien enorme Sicherheitsmassnahmen vorgesehen.
«Weitere Anschläge würden Putin schwächen»
Halbach sieht die Anschläge als Risiko für Putins Ruf. «Er hat Sotschi zu den sichersten Olympischen Spielen überhaupt erklärt.» Ob Putin diese absolute Sicherheit wirklich garantieren könne, stehe aber sehr in Frage. Gelinge es ihm nicht, dann sei Putin geschwächt.
Die Anschläge kämen zu einem Zeitpunkt, in dem Putin eigentlich Entspannungssignale in die Welt gesendet habe. Halbach denkt dabei an die Entlassung des Kreml-Kritikers Michail Chodorkowski und die Amnestie-Schritte, die Russlands Präsident eingeleitet hat. «Möglicherweise gibt es jetzt wieder ein stärkeres Zurück zu den Trägern der Macht– und der Sicherheitsorgane.»