Nach der Erschiessung von neun Afroamerikaner in einer Kirche in Charleston ist der mutmassliche Täter wegen Mordes angeklagt worden. Weiterer Vorwurf ist der Waffenbesitz zur Durchführung eines Gewaltverbrechens. Dies teilte die Polizei im US-Bundesstaat South Carolina mit. Der 21-jährige Mann konnte am Donnerstag verhaftet werden. Er wurde nun einem Richter vorgeführt und für die Untersuchungshaft und das Gerichtsverfahren nach South Carolina zurückgebracht.
Auch die Bundesbehörden ermitteln gegen ihn wegen eines Hassverbrechens. Medien berichteten unter Berufung auf Ermittler, der Mann habe die Tat gestanden. Sein Motiv sei demnach gewesen, einen «Krieg zwischen den Rassen» zu starten.
Laut Berichten sei Freunden und Verwandten zuletzt immer häufiger seine feindliche Haltung gegenüber Schwarzen aufgefallen. Die Gouverneurin von South Carolina, die Republikanerin Nikki Haley, sprach sich dafür aus, den Täter mit dem Tode zu bestrafen.
Gerichtstermin am 23. Oktober
Der 21-Jährige wurde per Videokonferenz vom Gefängnis aus zu einer kurzen Gerichtsanhörung zugeschaltet. Er stand dabei regungslos in einem Gefängnisraum, in Sträflingskleidung, bewacht von zwei Polizisten.
Er reagierte mit knappen Antworten auf die Fragen des Richters. Er teilte sein Alter mit und erklärte, dass er arbeitslos sei. Der Haftrichter legte eine Kaution auf eine Million Dollar fest. Ein erster Gerichtstermin wurde auf den 23. Oktober festgesetzt.
Tötungsabsichten geäussert
US-Medien beschrieben den Täter als Einzelgänger, der 2010 seine Schulausbildung abgebrochen habe. In letzter Zeit sei er mehrmals mit der Polizei in Konflikt geraten, etwa wegen unerlaubten Besitzes von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Er habe häufig in seinem Auto geschlafen und sei wegen sonderbaren Verhaltens aufgefallen.
Ein Freund sagte der «New York Times», der mutmassliche Täter habe mehrfach geäussert, Afroamerikaner töten zu wollen. Mit Geld, das ihm seine Eltern zum 21. Geburtstag geschenkt hätten, habe er sich eine Schusswaffe gekauft. Unklar war, ob er sich rechten Gruppen angeschlossen habe.
Die Familie des mutmasslichen Todesschützen äusserte Beileid für die Angehörigen der Toten. «Wir sind bestürzt und traurig», schrieben sie in einem in einer Lokalzeitung veröffentlichten Brief. Worte könnten den Schock und die Trauer nicht ausdrücken.
Grosse Trauer
Schwarze und Weisse trauerten in Charleston gemeinsam um die Opfer. Proteste blieben bislang aus. In der Metropole New York wurden indes die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Alle Kirchen, die hauptsächlich von Afroamerikanern besucht werden, würden mit zusätzlichem Personal bewacht.
Präsident Barack Obama beklagte im Anschluss an die Tat erneut die unbewältigten Probleme zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe in den USA. Er kritisierte auch die geltenden Waffengesetze. Zwar wisse man nicht, ob schärfere Waffengesetze die Tag von Charleston verhindert hätte. Er rief aber dazu auf, über Waffengewalt im Land nachzudenken.
Schwerstes rassistisch motivierte Verbrechen der Geschichte
Der Verhaftete soll am Mittwoch in der historischen Emanuel-Methodistenkirche während einer Bibelstunde den Pastor und acht weitere Menschen erschossen haben. Er habe zuvor etwa 50 Minuten selbst an dem Treffen teilgenommen. Dann sei er aufgestanden, habe rassistische Sprüche von sich gegeben und auf die Teilnehmer geschossen, sagte eine Überlebende.
Es handelt sich um eines der schwersten möglicherweise rassistisch motivierten Verbrechen seit Jahren in den USA. In den Medien war auch von Inlandsterror die Rede. Dabei wurde als Vergleich der Anschlag auf ein Bundesgebäude in Oklahoma City vor 20 Jahren genannt, bei dem 168 Menschen starben.