In mehreren Grossstädten Brasiliens schwillt angesichts hoher Inflation und eines Korruptionsskandals der Protest gegen Staatspräsidentin Dilma Rousseff an. Nun verbreitete sie zusammen mit ihrem Vorgänger Lula da Silva und anderen Grössen der regierenden Arbeiterpartei Durchhalteparolen.
Vor der Tagesschau am Donnerstagabend sagte Rousseff, der Regierung fehle es weder an Energie noch an Ideen, die Krise zu überwinden. Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten.
Schlechter Zeitpunkt für Auftritt
Noch während Rousseff zu den Brasilianern sprach, machte massiver Protest mit Pfannendeckeln in 21 Grossstädten klar, dass immer mehr Bürger das Vertrauen in die Präsidentin und ihre Regierung verlieren. Jedes Mal, wenn Rousseff oder ihre Partei sich übers Fernsehen ans Volk wendet, setzen die Monsterkonzerte ein.
Rousseffs Auftritt sei auf einen schlechten Zeitpunkt gefallen, sagt SRF-Korrespondent Ulrich Achermann. Denn es war der Tag, an dem 44 Parlamentarier von zwei Koalitionspartnern der Regierung die Gefolgschaft aufkündigten.
Umfragewerte im Keller
66 Prozent der Brasilianer sind laut einer Umfrage für ein Amtsenthebungsverfahren Rousseffs durch den Kongress. 71 Prozent sind mit der Regierung unzufrieden. Nur gerade acht Prozent sehen das Handeln der 67-Jährigen positiv. Das sind nach Angaben der Zeitung «Folha de São Paulo» die schlechtesten Werte für einen Regierungschef in Brasilien seit 25 Jahren.
Die Inflation liegt bei über neun Prozent, die Preise in den Supermärkten steigen dadurch. Die Industrieproduktion brach im ersten Halbjahr um 6,3 Prozent ein.
Zudem gibt es immer neue Enthüllungen über Korruption im grossen Stil bei Auftragsvergaben. Auch Politiker der Arbeiterpartei sollen von überhöhten Vertragsabschlüssen über Provisionen verdient haben. Im Fokus steht das grösste Unternehmen des Landes, der halbstaatliche Ölkonzern Petrobras.