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Regierungsbildung in den USA Trumps Kabinett: weiss, männlich und reich

Noch sind nicht alle Positionen in Trumps Kabinett besetzt. Wer die wichtigsten Ministerien führen soll, ist aber klar.

Kaum klassische Republikaner: Wären Jeb Bush oder Marco Rubio Präsident geworden, hätten sie wohl vor allem auf klassische Republikaner gesetzt. Donald Trump hat zwar auch einige traditionelle Parteiexponenten ausgewählt – Verkehrsministerin Elaine Chao (sie war Arbeitsministerin unter George W. Bush und ist mit dem Chef des Senats, Mitch McConnell, verheiratet) und UNO-Botschafterin Nikki Haley (sie unterstützte 2012 Mitt Romney und 2016 Marco Rubio). Senator Jeff Sessions, der Justizminister werden soll , ist zwar schon lange in Washington, aber er gehört zum ganz rechten Flügel der Partei.

... aber Leute aus dem Establishment: Donald Trump versprach, den politischen Sumpf in Washington trockenzulegen. Viele seiner Minister waren denn auch noch nie in einer Regierungsfunktion, doch sie sind bestens vernetzt. Sie kennen die Mächtigen, weil sie schon jetzt selber mächtig sind. Und die Frage ist, wie unabhängig diese Personen in ihren Ämtern agieren werden. Kann ein Ex-Banker wie der künftige Finanzminister (Steve Mnuchin) die Exzesse der Wall Street im Griff behalten? Hat ein Arbeitsminister (Andy Puzder) , der früher eine Fastfood-Kette führte, auch die Interessen der Arbeitnehmer vor Augen?

Das Kabinett

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Das Kabinett der Vereinigten Staaten ist ein Teil der Exekutive der US-Regierung. Es setzt sich aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten, den 14 Bundesministern, dem Generalbundesanwalt (gleichzeitig Justizminister) und einigen weiteren ranghohen Bundesbeamten zusammen.

Geschäftsleute und Generäle: Trump ist Geschäftsmann. Und als solcher hatte er bis jetzt oft mit anderen Geschäftsleuten zu tun. Einige seiner Bekannten konnte er überzeugen, künftig für ihn zu arbeiten – etwa Investor Wilbur Ross (Handelsminister) oder Fastfood-Imperium-Chef Puzder. Zu den Managern gehört auch der zuletzt nominierte Aussenminister Rex Tillerson , der Chef von ExxonMobil ist.

Auffallend auch, wie viele Manager der Bank Goldman-Sachs einen Job an Land ziehen konnten (neben Mnuchin der Chef des Wirtschaftsbeirats, Gary Cohn , und Chef-Stratege Steve Bannon ). Das erstaunt, hat Trump im Wahlkampf doch oft und gerne gegen die Wall Street gewettert. Auch Generäle machen Trump, der die New York Military Academy besucht hat, grossen Eindruck. Bis jetzt hat er drei ehemalige Generäle ins Kabinett berufen: Jim Mattis als Verteidigungsminister , John Kelly für Innere Sicherheit und Michael Flynn als Sicherheitsberater .

Kritiker an den Schalthebeln: Ein weiteres Muster fällt auf. Trump hat die Spitze verschiedener Ministerien mit Leuten besetzt, die diesen sehr kritisch gegenüber stehen. Umweltminister soll Scott Pruitt werden , der als Justizminister des Bundesstaates Oklahoma gegen die Vorschriften der Behörde geklagt hat, die er künftig leiten wird. Er glaubt auch nicht, dass der Klimawandel durch Menschen mitverursacht wird. Der designierte Arbeitsminister Puzder ist gegen die Erhöhung des Mindestlohns auf nationaler Ebene. Und Gesundheitsminister Tom Price ist einer der grössten Kritiker des Obamacare-Krankenkassensystems.

Millionäre und Milliardäre: Arme Kirchenmäuse findet man in Donald Trumps Kabinett keine. Die Zahl der Millionäre – und gar Milliardäre – ist beträchtlich. Vermutlich hat Trump das bisher wohlhabendste Kabinett zusammengestellt. Kritiker fragen sich, ob die reichen Minister wissen, wo den einfachen Leuten, die Trump gewählt haben, die Schuhe drücken.

Eine wenig bunte Truppe: Minderheiten sind in Trumps Kabinett genau das – eine Minderheit. Der ehemalige Präsidentschaftskandidat und pensionierte Neurochirurg Ben Carson (Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung) ist (bis jetzt) der einzige Afroamerikaner. Verkehrsministerin Elaine Chao hat asiatische Wurzeln, UNO-Botschafterin Nikki Haley wurde als Kind indischer Eltern geboren. Bis jetzt findet man keinen Minister mit hispanischer Abstammung. Und auch die Zahl der Ministerinnen ist nicht sehr eindrücklich.

Etwas zugespitzt lässt sich sagen: Weisse Männer haben Trump gewählt, und weisse Männer nehmen im Kabinett von Trump Platz.

Trumps Kabinett und Stab: Vom Scharfmacher bis zum Aussenseiter

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