Die türkische Regierung hält eine Beteiligung der Kurdischen Arbeiterpartei PKK an dem Anschlag in der Hauptstadt Ankara mit fast 100 Toten für möglich. Sowohl die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) als auch die PKK hätten möglicherweise eine Rolle bei dem Attentat gespielt, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu. Die Ermittlungen zu den zwei Selbstmordattentätern würden nun ausgeweitet.
Zumindest einer soll demnach Verbindungen zur Terrormiliz IS haben, berichtete die türkische Zeitung «Hürriyet». Es handle sich dabei um den aus Adiyaman stammenden Bruder des Attentäters von Suruc. In südtürkischen Suruc hatte ein Selbstmordattentäter Ende Juni 33 Menschen mit in den Tod gerissen. Die Regierung machte den IS für den Anschlag verantwortlich, der sich jedoch nie dazu bekannte. Von offizieller Seite wurde die Identifizierung der Täter zunächst nicht bestätigt.
Auch syrische Kurdenmiliz im Visier
Davutoglu kritisierte zudem Waffenlieferungen an kurdische Milizen. Sein Land werde das nicht dulden und sei entschlossen, den Kampf gegen militante Kurden fortzusetzen. Die Türkei berief in diesem Zusammenhang die Botschafter der USA und Russlands wegen ihrer Verbindungen zur syrischen Kurdenpartei PYD ein, die der verbotenen PKK nahe steht.
Doch auch interne Kritik ist in der Türkei zu vernehmen. Der türkische Staatschef Erdogan räumte am Dienstag Versäumnisse der Sicherheitsbehörden ein: «Es muss ohne Frage einen Fehler gegeben haben, eine Fehlleistung in einem bestimmten Augenblick», so Erdogan.
Rücktrittsforderungen an Minister wegen der Bluttat wies er jedoch zurück. Kritiker hatten den Behörden Versagen vorgeworfen. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu hatte gefordert, der Innen- und der Justizminister sollten zurücktreten.
Eine erste personelle Konsequenz aus dem Anschlag hat es dennoch gegeben. Der Polizeichef der Hauptstadt Anakara sei seines Amtes enthoben worden, meldete die staatlcihe Nachrichtenagentur Anadolu.
Bei der Explosion von zwei Bomben in der Hauptstadt im Vorfeld einer Friedensdemonstration starben am Samstag 97 Menschen. Zur Kundgebung hatten pro-kurdische Aktivisten und Bürgerrechtler aufgerufen.