Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat keine Zweifel mehr an einer Verantwortung des syrischen Regimes für den blutigen Doppelanschlag in Reyhanli. Auch der Sprengstoff soll aus Syrien gekommen sein.
«Hinter dieser Tat steckt das Regime. Das ist gewiss», zitierten türkische Medien den Regierungschef. Sein Land werde auf die Tat zu gegebener Zeit reagieren.
Erdogan bemüht sich, den Kurs zu bestimmen: Ankara werde sich nicht provozieren lassen. Sein Land müsse sehr vorsichtig sein und ruhig bleiben. Provokationen zielten darauf ab, die Türkei in den blutigen Konflikt in Syrien zu verstricken, betonte Erdogan. «In diese Falle werden wir nicht treten.»
Beschuldigte offenbar geständig
Am Sonntag waren neun Beschuldigte festgenommen worden. Dabei handle es sich um Mitglieder der «Revolutionären Volksbefreiungspartei/-front» (DHKP-C) sowie einer Splittergruppe der «Türkischen Volksbefreiungspartei-Front» (THKP-C). So hiess es in türkischen Medienberichten.
Alle neun Festgenommenen seien türkische Staatsbürger, hatte Vizeregierungschef Besir Atalay erklärt. Nach seinen Angaben haben die Beschuldigten die Tat teilweise gestanden.
«Erdogan ist ein Mörder und Henker»
Syriens Informationsminister Omran Subi machte derweil die Türkei und Ministerpräsident Erdogan persönlich für die tödlichen Bombenanschläge verantwortlich.
Erdogan sei «ein Mörder und Henker», zitierte der staatliche russische Sender RT den Minister. Der türkische Regierungschef habe «kein Recht, eine politische Karriere auf dem Blut des türkischen und syrischen Volkes aufzubauen». Subi bekräftigte, sein Land habe mit den Anschlägen in Reyhanli nichts zu tun.
Ein syrischer Parlamentarier behauptete, die Sprengsätze seien von Terroristen für Anschläge in Syrien vorbereitet worden. Sie seien nur versehentlich in der Türkei explodiert.
«Terroristen kommen von Erdogans Seite»
Sherif Schehata, der als Sprachrohr des Regimes von Syriens Präsident Baschar al-Assad gilt, betonte im arabischen TV: «Die Grenzen zwischen Syrien und der Türkei sind immer noch offen für diese Terroristen, die von Erdogans Seite kommen – und nicht etwa von der ‹Schabiha›-Miliz oder von den Regierungstruppen.»
Die türkische Regierung müsse einzig den Strom von Waffen und arabischen Extremisten über die Türkei nach Syrien stoppen. Dann werde auch der Terror ein Ende haben.
Bei der Explosion der zwei Autobomben in Reyhanli waren am Samstag mindestens 49 Menschen getötet worden, etwa 140 wurden verletzt. In der Vergangenheit war es in der Grenzregion zwischen Syrien und der Türkei immer wieder zu Vorfällen gekommen. Sie hatten jedoch nie das Ausmass des jüngsten Anschlags.