Die türkische Regierung hat nach einer österreichischen Parlamentserklärung zum Völkermord an den Armeniern ihren Botschafter in dem Land zu Beratungen zurückbeordert.
Die im österreichischen Parlament vertretenen Parteien hatten im Vorfeld eine Erklärung unterzeichnet, in der die Gewalt gegen die Armenier als Völkermord anerkannt wurde. Anschliessend erinnerten die Abgeordneten mit einer Schweigeminute an die Opfer der Verbrechen.
Ankara vor den Kopf gestossen
Obwohl die Erklärung nur einen symbolischen Wert hat – sie wurde nicht zur Abstimmung vorgelegt – hat sie Ankara doch vor den Kopf gestossen. «Es ist klar», war in einer Mitteilung des türkischen Aussenministeriums zu lesen, «dass die Erklärung des österreichischen Parlaments die türkisch-österreichische Freundschaft dauerhaft beflecken wird.»
Tatsächlich wird die Erklärung von Experten als ein erster Schritt bei der Anerkennung der Massaker an den Armeniern durch Truppen des Osmanischen Reiches vor hundert Jahren bewertet.
Tod von 1,5 Millionen Armeniern
Nach Darstellung der Armenier starben damals bis zu 1,5 Millionen Armenier im Zuge einer gezielten Vernichtungskampagne. Die Türkei bestreitet dagegen, dass es sich um einen Völkermord handelte. Österreich-Ungarn zählte im Ersten Weltkrieg zu den Verbündeten des Osmanischen Reichs.
Eine Einordnung der Massaker als Völkermord nehmen bislang weniger als zwei Dutzend Staaten weltweit vor.
Österreich weist Protest der türkischen Regierung zurück
Österreichs Aussenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hat den Protest der türkischen Regierung gegen die Parlamentserklärung zum Völkermord an den Armeniern unterdessen zurückgewiesen. «Die Erklärung des österreichischen Parlaments ist zu respektieren», sagte Kurz am Donnerstag der Nachrichtenagentur APA. «Jetzt gilt es, in die Zukunft zu schauen und an einer Aussöhnung zwischen Türken und Armeniern zu arbeiten.»