Die türkische Regierung hat Luftangriffe auf Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien bestätigt. Drei Kampfflugzeuge vom Typ F-16 hätten vor Sonnenaufgang drei Ziele im Norden des Nachbarlandes beschossen, teilte das Büro des Ministerpräsidenten am Freitag in einer Erklärung mit.
Das ist eine Kehrtwende in der Syrien-Politik der Türkei. Die Regierung hatte bisher eine aktive Rolle im Kampf gegen die militante Sunnitenorganisation IS vermieden.
Vorangegangen waren am Donnerstag Gefechte im türkisch-syrischen Grenzgebiet zwischen türkischen Soldaten und IS-Kämpfern. Zu Wochenbeginn hatte ein verheerender Bombenanschlag mit 32 Toten die Türkei erschüttert. Die Regierung in Ankara sprach von Hinweisen auf einen IS-Täter.
Türkei gibt Stützpunkt frei
Die USA und ihre Verbündeten dürfen zudem den strategisch wichtigen Stützpunkt Incirlik in der Türkei künftig für Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nutzen. Nach monatelangen Verhandlungen habe sich US-Präsident Barack Obama darüber mit dem türkischen Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdogan verständigt, berichteten US-Regierungsvertreter.
Angriffe mit Kampfflugzeugen von Incirlik aus waren ohne türkisches Einverständnis bislang nicht möglich. Die USA fordern seit langem, dass die Türkei dem internationalen Bündnis gegen die IS-Miliz verstärkt die Nutzung von Militäreinrichtungen erlaubt.
Der Vorsitzende des Ausschusses für Heimatschutz im US-Repräsentantenhaus, Michael McCaul, deutete laut dem Sender CNN ebenfalls an, dass es eine Vereinbarung gebe. Das Weisse Haus in Washington dagegen bestätigte den Umschwung in der türkischen Politik zunächst nicht. Obamas Sprecher Josh Earnest antwortete auf Fragen zu Incirlik am Donnerstag ausweichend.
Mauer an der Grenze zu Syrien
Nach dem Anschlag mutmasslicher Mitglieder der IS-Miliz in der Türkei mit über 30 Todesopfern erhöht das Land zudem die Sicherheitsvorkehrungen entlang der 900 Kilometer langen Grenze zu Syrien.
Auf 150 Kilometern wird eine Mauer errichtet. Diese könne je nach Bedarf zerlegt und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden, sagte ein Regierungsvertreter. Auf 118 Kilometern würden Scheinwerfer aufgestellt. Die Streitkräfte heben einen zusätzlichen, 365 Kilometer langen Graben aus. Etwa 90 Prozent aller Aufklärungsflugzeuge und Drohnen wurden dem Militär zufolge an die Grenze zu Syrien verlegt. 20'000 Soldaten sind im Einsatz.
Zu späte Reaktionen Ankaras?
Die türkische Regierung sieht sich der Kritik ausgesetzt, dass ihre Massnahmen zum Grenzschutz zu spät kommen. Vermutlich Tausende Ausländer sind in den vergangenen Jahren über die Türkei nach Syrien eingesickert, um für die sunnitischen Fanatiker der IS-Terrorbanden zu kämpfen.
Viele Kurden, die in der betroffenen Region leben, werfen der Regierung vor, den IS aus taktischen Gründen heimlich zu unterstützen, um die Kurden zu schwächen. Die Türkei hat dies stets zurückgewiesen. In Syrien und dem Irak bekämpfen sich IS und kurdische Gruppen.