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International Türkische Regierung verspielt viel Kredit in Soma

Der Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Soma nach dem schweren Grubenunglück wirft im Nachgang immer höhere Wellen der Empörung. Nach den Fusstritten seines Beraters Yerkel gegen einen Demonstranten zeigt nun ein Handy-Video, dass auch Erdogan selbst um sich geschlagen hat.

Der Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Soma nach dem schweren Grubenunglück wirft im Nachgang immer höhere Wellen der Empörung. Am Donnerstag sorgten die Fusstritte seines Beraters Yusuf Yerkel gegen einen Demonstranten für eine Flut von Reaktionen in den sozialen Medien. Yerkel hat sich inzwischen entschuldigt.

Der Ärger ist aber nicht abgeflaut – im Gegenteil. Es sind Videos aufgetaucht, die auch den Regierungschef schlecht aussehen lassen. Erdogan soll in Soma einen jungen Mann geohrfeigt haben. Die Szene ist auf einem im Internet veröffentlichten unscharfen Handy-Video festgehalten – allerdings ist die Sequenz verwackelt und Erdogans Verhalten ist nur undeutlich zu erkennen.

Demonstranten lassen Erdogan ausrasten

Der Regierungschef war bei seinem Auftritt in Soma von einer Menschenmenge ausgebuht und ausgepfiffen worden. Sicherheitsleute mussten ihn bei seinem Weg durch eine Menge wütender Demonstranten schleusen. Die Menschen skandierten: «Ministerpräsident, Rücktritt». Erdogans Gesicht wirkt erst erstaunt, dann wie versteinert. Seine Sicherheitsbegleiter bugsieren ihn darum in einen Laden.

Auf einem Video aus der Mitte des Gerangels ist die Konfrontation mit einem jungen Mann zu sehen. Eine Faust ist zu erkennen, die aus der Richtung Erdogans kommt. Die Zeitung «Hürriyet Daily News» fragt sogleich: «Hat der türkische Regierungschef Erdogan einem Demonstranten in Soma eine runtergehauen?»

Der betroffen Mann, Taner Kuruca, sagte später türkischen Medien, Erdogan habe ihn unbeabsichtigt geschlagen, weil er wütend auf die Demonstranten gewesen sei und die Kontrolle verloren habe. «Ich werde den Herrn Ministerpräsidenten nicht anzeigen. Ich erwarte nur eine Entschuldigung», sagte Kuruca.

Türkische Oppositionspolitiker kritisierten Erdogan. «Das ist unser Ministerpräsident, den wir sehr gut kennen. Alle über Manieren belehren, aber sich selbst unverschämt verhalten», sagte der CHP-Politiker Gürsel Tekin. Kritik kam auch aus der ultranationalistischen Partei MHP.

Yerkel schlägt kraftvoll gegen einen am Boden liegenden Demonstranten.
Legende: Regierungsberater Yusuf Yerkel verliert die Kontrolle über sich und tritt gegen einen Demonstranten. Reuters

Der Zorn vieler Türken entzündete sich auch daran, weil Erdogan bei seinem Besuch in Soma die schlechte Sicherheitsbilanz der Kohlebergwerke in der Türkei heruntergespielt hatte: «Solche Unfälle passieren ständig.»

Berater Yerkel schlägt brutal drein

Beim gleichen Besuch hatte zuvor Yusuf Yerkel, ein Berater Erdogans, für Schlagzeilen gesorgt, als er einen am Boden liegenden Demonstranten mit Tritten traktierte, während er von zwei Sicherheitskräften am Boden festhalten wird. Bei dem Mann habe es sich um einen «militanten Linken» gehandelt, zitierten Medien Yerkel.

Das Unglück wird untersucht

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Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül kündigt die Aufklärung des Unglücks an. «Die Untersuchungen haben schon begonnen», sagte er am Donnerstag nach einem Besuch in Soma. «Sie werden mit grosser Sorgfalt weitergeführt.» Der Hohe Rat der Richter und Staatsanwälte (HSYK) hat als oberstes Aufsichtsgremium 28 Staatswanwälte auf den Fall angesetzt.

Yerkel hat sich inzwischen für seinen Ausraster entschuldigt. «Der Zwischenfall am Mittwoch in Soma tut mir sehr leid», zitierten türkische Medien am Freitag eine Erklärung von ihm. Er habe die Selbstbeherrschung wegen «Provokationen, Beleidigungen und Angriffen» verloren, erklärte Yerkel.

Die Proteste gegen die türkische Regierung gehen inzwischen weiter. In Izmir, im Westen des Landes, ging die Polizei laut Medien mit Tränengas und Wasserwerfern gegen etwa 20‘000 Demonstranten vor. Auch am Ort des Unglücks in Soma setzte die Polizei Tränengas und Gummimantelgeschosse gegen 10'000 Demonstranten ein.

Gewerkschaften hatten zum Streik aufgerufen. In Ankara und Istanbul hatten schon am Vorabend Tausende den Rücktritt der Regierung gefordert. Auch dort setzte die Polizei Wasserwerfer und Tränengas ein.

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