Vier Wochen vor WM-Anpfiff hat Brasilien eine erste grössere Protestwelle erlebt, bei der tausende Menschen in mehreren Austragungsorten der Weltmeisterschaft auf die Strasse gingen. In der WM-Eröffnungsstadt São Paulo kam es dabei zu Tumulten. Maskierte Randalierer demolierten Geschäfte und Banken und zündeten Müll auf der Strasse an. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein.
An dem sogenannten «Internationalen Tag des Kampfes gegen die WM» nahmen zahlreiche soziale Organisationen teil. Obdachlosenverbände forderten bezahlbare Wohnungen und streikende Lehrer mahnten in Rio und São Paulo bessere Arbeitsbedingungen an. Viele Demonstranten trugen Plakate, auf denen in Anspielung auf die neuen und modernen WM-Stadien die Forderung stand: «Schulen und Hospitäler nach FIFA- Standard».
Regierung: «Forderungen haben wenig mit WM zu tun»
Aus Sicht der Regierung richteten sich die Proteste nicht gegen die Fussball-WM. Die Demonstranten nutzten lediglich die Gelegenheit, «um Forderungen zu präsentieren, die legitim sind, aber wenig mit der WM zu tun haben», sagte Präsidialamtsminister Gilberto Carvalho.
Die Proteste schreckten die Regierung nicht. «Was uns besorgt ist, wenn antidemokratische Methoden, wenn Gewalt angewendet wird, sei es aufseiten der Polizei oder aufseiten der Demonstranten», sagte Carvalho.
10,6 Milliarden Franken für WM
Nach Regierungsangaben werden für die Weltmeisterschaft umgerechnet rund 10,6 Milliarden Franken investiert. Davon stammen rund 84 Prozent aus öffentlichen Mitteln. Über ein Drittel des Geldes floss in Projekte für den öffentlichen Nahverkehr, rund 28 Prozent wurden für die WM-Stadien ausgegeben und 26,5 Prozent für Flughäfen.