Platz 142 gleichauf mit Zimbabwe laut dem Index von Transparency International. Nur wenige Länder auf der Welt sind korrupter als die Ukraine. Afghanistan etwa oder Somalia. Und korrupt sind auch die führenden Köpfe wie der gestürzte Präsident Janukowitsch oder die ehemalige Ministerpräsidentin und jetzige Oppositionsführerin Timoschenko.
Viktor Janukowitschs Vermögen wird auf rund 150 Millionen Euro geschätzt, in der Steuererklärung erscheinen aber nur knapp drei Millionen. Dafür hat es sein Sohn Alexsander in der Amtszeit des Vaters geschafft, ein Vermögen von 187 Millionen Dollar auszuweisen. Der gelernte Zahnarzt profitierte vor allem von öffentlichen Aufträgen für seine Bank, die auch von den Oligarchen des Landes gern genutzt wird.
Vater Janukowitschs Gegenspielerin, Julia Timoschenko, nennt laut der Londoner «Times» über neun Milliarden Franken ihr eigen – dank den Gasgeschäften zwischen Russland und Westeuropa, die sie mit Betrug und Schmuggel am Laufen hielt.
Der Reigen der Milliardäre
Mit von der Partei waren da aber immer auch ihre grossen Oligarchen-Freunde, die mit Schmiergeldern und medialer Unterstützung die Politiker bei Laune halten. Etwa Rinat Achmetow, der Fussball-Mäzen und Stahlbaron aus Donetzsk, 17 Milliarden Dollar schwer und lange Zeit Gönner von Janukowitsch.
Oder der Gaskönig Dimitri Firtasch mit drei Milliarden, dem nachgesagt wird, er unterstütze nebst Janukowitsch auch die Opposition um den Boxer Vitali Klitschko. Und nicht zuletzt der Schokolade- und Medienmogul Petro Poroschenko, auf anderthalb Milliarden veranschlagt, der offen Timoschenkos Partei sponsert.
Ein Parlament als Farce
Diese Oligarchen kontrollieren nicht bloss die ukrainische Wirtschaft, sondern auch den allergrössten Teil der ukrainischen Parlamentarier. Bloss etwa 50 der 445 Abgeordneten seien tatsächlich unabhängig, meint Investigativ-Journalist Sergej Leschtschenko.
Jetzt sind die Oligarchen wieder einmal daran, die Seite zu wechseln. Poroschenko tat es schon im letzten Jahr, als habe er die Entwicklung geahnt. Achmetow jetzt, weil er seine Geschäfte gefährdet sieht.
Timoschenkos fragwürdige Übergangscrew
Übrigens: Die neuen und angeblich unverbrauchten Köpfe, die die eigentlichen Machthaber jetzt an die Staatsspitze hieven möchten, sind alte Bekannte: Timoschenkos Statthalter in der Partei und Kandidat fürs Ministerpräsidentenamt, Arseni Jazenjuk, war schon Wirtschafts- und Aussenminister – und Vize-Nationalbankchef unter dem gefallenen Janukowitsch.
Und Interimspräsident Alexander Turtschinow war einst Geheimdienstchef und steht laut Wikileaks im Verdacht, in dieser Eigenschaft Dokumente vernichtet zu haben, die Julia Timoschenkos Mafia-Kontakte bewiesen.
Einzig Vitali Klitschko, der von der deutschen Regierung unterstützt wird, scheint den grössten Teil seines Vermögens von 30 Millionen Euro mit seinem eigenen Schweiss erboxt zu haben.
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