International - Ukrainischer Marine-Chef läuft zu Russland über
Die Ukraine bereitet sich auf einen Krieg vor: Angesichts des drohenden Militäreinsatzes der Russen auf der Krim mobilisiert Kiew seine Soldaten. Die Regierung bittet ausserdem die internationale Gemeinschaft um Hilfe.
Mit der Androhung eines Kampfeinsatzes auf der Krim hat Russland die schwerste Krise im Verhältnis zum Westen seit Ende des Kalten Krieges heraufbeschworen. US-Präsident Barack Obama drohte, Kremlchef Wladimir Putin werde eine Invasion der Ukraine «teuer zu stehen kommen».
Proteste in Russland
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Reuters
Mehrere tausend Menschen protestierten am Wochenende in Moskau und St. Petersburg gegen einen militärischen Einmarsch in die Ukraine. Dabei nahm die Polizei mehr als 300 Demonstranten fest, die «Hände weg von der Ukraine!» und «Krieg Putin, Frieden den Menschen!» skandierten.
Derweil blockieren hunderte bewaffnete Männer mit Lastwagen und Panzerfahrzeugen einen Stützpunkt des ukrainischen Militärs in Perevalne auf der Krim. Grosse Teile der Schwarzmeer-Halbinsel scheinen bereits fest in russischer Hand.
Bereits am Morgen lagen Berichte vor, russische Kräfte hätten die ukrainische Stützpunkte entwaffnet. Dazu gehörte nach Angaben der Agentur Interfax auch ein Radar- und Trainingsstützpunkt der ukrainischen Marine.
Ukrainischer Marine-Chef läuft über
Am Abend sagte dann Denis Beresowski, der Chef der ukrainischen Marine, der pro-russischen Regionalregierung auf Krim seine Gefolgschaft zu. Dies gab der Admiral persönlich auf einer Medienkonferenz im Hauptquartier der russischen Schwarzmeer-Flotte bekannt.
Der stellvertretende Sekretär des Sicherheitsrates der Ukraine warf darauf dem scheidenden Marine-Chef Hochverrat vor.
Beresowski war erst am Freitag vom neuen ukrainischen Übergangs-Präsidenten Alexander Turtschinow zum Kommandanten der Marine ernannt worden.
In Kiew halten die diplomatischen Bemühungen an. Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk forderte den russischen Präsidenten Wladimir Putin unmissverständlich auf, seine Truppen abzuziehen. «Wir stehen unmittelbar vor einem Desaster», sagte er. «Es gibt keinen Grund für Russland, die Ukraine zu besetzen.»
Die ukrainische Küstenwache hat nach eigenen Angaben Schiffe von der Halbinsel Krim in andere Schwarzmeerhäfen verlegt. Übergangspräsident Alexander Turtschinow verkündete zudem die Sperrung des ukrainischen Luftraums für Militärmaschinen.
Hilferuf ans Ausland
Zudem mobilisierte Kiew alle Reservisten, das heisst alle stellungspflichtigen Männer unter 40 Jahren. Die Führung in Kiew forderte die Nato und den Westen insgesamt auf, alle Mechanismen zu prüfen, um die territoriale Einheit des Landes zu schützen. Kiew bat darum, internationale Beobachter ins Land zu entsenden.
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Kiew, 04.03.14: US-Aussenminister Kerry schüttelt in Kiew die Hand eines Demonstranten. Ausser warmen Worten hatte er aber auch noch eine Milliarde an Finanzhilfen im Gepäck. Trotzdem war es vor allem ein Besuch mit Symbolwirkung.
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Belbek, 04.03.14: Auf dem Luftwaffenstützpunkt nahe Sewastopol nahmen unbewaffnete ukrainische Soldaten Teile des Flugplatzes wieder unter ihre Kontrolle – hissen der Nationalflagge inklusive.
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Moskau, 04.03.14: Russland hat die Krim nicht besetzt, Janukowitsch ist der legitime Präsident der Ukraine und der Westen steckt hinter den Geschehnissen am Maidan – einmal mehr präsentierte Präsident Putin eine ganz eigene Sicht der Dinge. Besonders besorgniserregend: Putin vermittelt den Eindruck, dass er tatsächlich glaubt, was er da sagt.
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Sewastopol, 04.03.14: Das russische Kriegsschiff «Minsk» läuft in Sewastopol ein. Glaubt man internationalen Meldungen, dann werden in den nächsten Tagen noch einige Schiffe in den Stützpunkt auf der Krim zurückkehren.
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Sewastopol, 03.03.14: Pro-russische Demonstranten blockieren den Ausgang des Hauptquartiers der ukrainischen Marine mit einer Menschenkette.
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Krim, 03.03.14: Schwer bewaffnete Militärs stehen vor einer ukrainischen Militärbasis ausserhalb von Simferopol.
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Kiew, 03.03.14: Auf dem Maidan salutiert ein Janukowitsch-Gegner, als auf dem Unabhängigkeitsplatz die ukrainische Nationalhymne gespielt wird.
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Krim, 03.03.14: Die Lage auf der Krim bleibt angespannt: Ukrainische Soldaten stehen bei einem Tor in Simferopol Wache. Die Soldaten davor sind vermutlich russische Kräfte, bestätigt ist dies aber nicht.
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Litauen, 03.03.14: «Hände weg von der Ukraine». An verschiedenen Orten auf der Welt kam es zu Protesten gegen die russische Intervention in der Ukraine – wie hier vor der russischen Botschaft in Vilnius, Litauen.
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Kiew, 03.03.14: Der Unabhängigkeitsplatz ist immer noch in festen Händen der Gegner Janukowitschs. Diese harren in ihrem Zeltlager aus.
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Kiew, 03.03.14: Ein Blumenmeer erinnert auf dem Maidan an die Dutzenden Opfer der monatelangen Demonstrationen.
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Moskau, 03.03.14: Der Konflikt mit der Ukraine ist auch an der russischen Börse spürbar. Die russischen Märkte fielen um zehn Prozent. Der russische Rubel ist gegenüber dem Euro und dem Dollar so tief wie noch nie.
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Kiew, 2.03.2014: Ein Mann hisst auf dem Unabhängigkeitsplatz die europäische Flagge neben der ukrainischen. Ein klares Bekenntnis für Europa und gegen den abgesetzten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch.
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Charkiw, 1.03.2014: In der östlich gelegenen Stadt der Ukraine kommt es zu blutigen Zusammenstössen zwischen Unterstützern der neuen ukrainischen Regierung und pro-russischen Aktivisten. Im Bild: Anhänger der ukrainischen Regierung.
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Krim, 1.03.2014: Einer von tausenden schwer bewaffneten Soldaten, welche Wladimir Putin auf die Krim geschickt hat. Der Präsident sieht sein Volk auf der Schwarzmeer-Halbinsel «bedroht».
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Krim, 1.03.2014: Liebe während Zeiten schwerer politischer Unruhen. Ein junges Pärchen neben der ukrainischen Grenzwachpost in Balaklawa, einem Stadtteil von Sewastopol.
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Kiew, 1.03.2014: «Beschützt uns» – ein stummer Hilfeschrei dieser Ukrainerin während einer Zusammenkunft. Die Menschen stehen vor der US-Botschaft in der Hauptstadt und bangen um die Zukunft ihres Landes.
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Krim, 1.03.2014: Zugespitzte Lage auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim: Die ukrainische Armee ist in Alarmbereitschaft. Russland hat laut der ukrainischen Regierung 6000 Soldaten auf die Krim verlegt. In Militärlastwagen mit unklaren Hoheitszeichen fahren pro-russische Streitkräfte von Sevastopol nach Simferopol.
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Krim, 1.03.2014: Pro-russische Aktivisten haben in der Nähe des Flughafens Sewastopol ebenfalls eine Sicherheitskontrolle eingerichtet.
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Krim, 1.03.2014: Die Flaggen der Krim und Russlands wehen über dem Regierungsgebäude in Simferopol – ein klares Bekenntnis zu Russland.
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Kiew, 1.03.2014: Der Schock sitzt immer noch tief: Menschen trauern in Kiew um die Dutzenden verstorbenen Demonstranten.
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Krim, 28.02.2014: Pro-russische Streitkräfte mit unklarer Herkunft bewachen wichtige Gebäude in der Hauptstadt Simferopol. Hier den Eingang zum Militärflughafen von Sewastopol.
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Krim, 28.02.2014: Auch vor dem internationalen Flughafen in Simferopol patroullieren schwer bewaffnete Streitkräfte. Über ihre Absichten liegt vieles im Dunkeln. Der Luftraum über der Krim ist gesperrt.
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Krim, 28.02.2014: Das Leben auf der Krim ist heute ein anderes als noch vor wenigen Wochen.
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Krim, 28.02.2014: Ein pro-russischer Soldat (rechts) und ein Angehöriger der ukrainischen Marine unterhalten sich. Sie wurden ausserhalb der ukrainischen Küstenwache in Balaklava in der Nähe von Sewastopol stationiert.
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Washington, 28.02.2014: Eine militärische Intervention Russlands auf der Krim hätte ihren Preis, warnte US-Präsident Barack Obama am Freitagabend angesichts der jüngsten Ereignisse.
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Krim, 27.02.2014: Sergei Aksjonow wurde am vergangenen Donnerstag zum neuen pro-russischen Regierungschef der Krim gewählt, nachdem bewaffnete Männer das Regierungsgebäude besetzt hatten. Die Regierung in Kiew erklärte die Wahl Aksjonows für illegal. Er bat Moskau am Samstagmorgen um Unterstützung.
SRF
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Die Halbinsel Krim ist eine autonome Republik innerhalb der Ukraine. Sie ist halb so gross wie die Schweiz. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Gebiet zunächst zu Russland. Kremlchef Nikita Chruschtschow machte es 1954 zu einem Teil seiner Heimatrepublik Ukraine innerhalb der Sowjetunion. Heute leben mehrheitlich Russen auf der Krim.
SRF
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In der Hauptstadt Simferopol leben 350'000, in Sewastopol 380'000 der knapp zwei Millionen Bewohner. In Sewastopol befindet sich seit dem 18. Jahrhundert der Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte.
SRF
Klitschko warnt vor Aufspaltung
Auch der ukrainische Präsidentschaftskandidat Vitali Klitschko meldete sich nochmals zu Wort. Er rief zu einer Lösung des Konflikts mit Russland auf – ohne Blutvergiessen. Ukrainische Politiker versuchten derzeit, einen konstruktiven Dialog mit den russischen Machthabern aufzubauen, sagte Klitschko nach Angaben seiner Partei Udar (Schlag).
Angesichts der Spannungen auf der Krim warnte Klitschko vor einem Auseinanderbrechen der Ukraine. Russlands Drohung eines Militäreinsatzes sei eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine und eine Gefahr für die territoriale Einheit des Landes.
Nach ukrainischen Angaben hat Russland zuletzt bis zu 6000 Soldaten auf die Krim verlegt.
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