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UNO-Experten an einem Krankenbett in einem Spital.
Legende: Die Experten besuchten Spitäler und sprachen mit Ärzten und Überlebenden des mutmasslichen Chemiewaffen-Einsatzes. Reuters

International UNO-Experten sammeln «wertvolle Daten» zu Giftgas-Vorwürfen

UNO-Chemiewaffenexperten sind in Syrien bei der Suche nach Beweisen unter Beschuss geraten. Dennoch konnten sie in das Gebiet vordringen, in dem am Mittwoch angeblich Dutzende Menschen durch Giftgas getötet wurden. Die Experten haben nach eigenen Angaben «wertvollen Proben» gesammelt.

Die Chemiewaffenexperten in Syrien haben nach Angaben eines UNO-Sprechers schon am ersten Tag ihres Einsatzes «wertvolle Daten» zu den Giftgas-Vorwürfen gegen Damaskus gesammelt.

In der Ortschaft Moadhamijat al-Scham südwestlich von Damaskus hätten sie «eine Reihe wichtiger Proben genommen. Sie sind zufrieden und werden ihre Nachforschungen morgen fortsetzen», sagte ein Sprecher in New York.

Ob das Team am Dienstag nach Moadhamijat al-Scham zurückkehren wird, war zunächst nicht bekannt. «Auf jeden Fall sucht es einen Ort im Zusammenhang mit den mutmasslichen Giftgasanschlägen vom 21. August auf», hiess es. Die Untersuchung ist vorerst auf zwei Wochen angesetzt.

Von Heckenschützen unter Beschuss

Der erste Tag ihrer Arbeit in Syrien verlief für die Inspektoren dramatisch. Auf ihrem Weg zum Schauplatz des mutmasslichen Chemiewaffenangriffs sind sie unter Beschuss geraten. Scharfschützen hätten auf den ersten Wagen des Konvois mehrfach gefeuert, sagte ein UNO-Sprecher. Das Fahrzeug musste ausgetauscht werden.

Unter Einsatz ihres Lebens versuchen die Chemiewaffenexperten der UNO herauszufinden, ob die syrische Armee Rebellenhochburgen mit Giftgas bombardiert hat. Am Abend kehrten die UNO-Mitarbeiter sicher in ihr Hotel zurück. Die Ergebnisse der Untersuchung werden nun mit Spannung erwartet.

Wer steckt hinter dem Angriff auf die UNO?

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Den Angriff auf ihr Fahrzeug haben die UNO-Experten unverletzt überstanden. Doch wer steckt dahinter? Das syrische Staatsfernsehen berichtete unter Berufung auf Kreise des Informationsministeriums, «Terroristen» hätten den UNO-Konvoi beschossen. Mit diesem Begriff bezeichnet die syrische Regierung in der Regel die Rebellen, die seit mehr als zwei Jahren versuchen, Präsident Baschar al-Assad zu stürzen.

Regimegegner berichteten hingegen, regierungstreue Milizen hätten vom Militärflughafen Messe aus das Feuer auf das UNO-Team eröffnet. «Sie wollen verhindern, dass die Inspektoren zu uns kommen», sagte ein Revolutionär.

Assad-Regime: Das ist Nonsens

Die syrische Führung hatte am Wochenende den UNO-Inspektoren die Erlaubnis erteilt, die Schauplätze des mutmasslichen Chemiewaffeneinsatzes zu untersuchen, nachdem mehrere Staaten dies vehement gefordert hatten. Die USA äusserten Befürchtungen, dass in der Zwischenzeit Beweise vernichtet wurden, da Regierungstruppen das betroffene Gebiet in den vergangenen fünf Tagen massiv bombardiert hätten.

Gewalt geht weiter

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Syrische Rebellen haben den Ort Chanaser unter ihre Kontrolle gebracht. Bei den Kämpfen wurden mindestens 53 regierungstreue Soldaten und 16 Aufständische getötet. Derweil schlugen in der Altstadt von Damaskus Granaten ein, mehrere Menschen wurden verletzt. Die Altstadt war bislang von Kämpfen weitgehend verschont geblieben.

Die UNO-Inspektoren haben den Auftrag herauszufinden, ob Chemiewaffen tatsächlich eingesetzt wurden. Dazu befragten und untersuchten sie in Muadamija mutmassliche Opfer des angeblichen Angriffs, wie ein Arzt vor Ort der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Insgesamt sollen der Opposition zufolge zwischen 500 und 1300 Menschen bei dem Angriff umgekommen sein.

Damaskus bestreitet den Einsatz chemischer Kampfstoffe und beschuldigt stattdessen die Rebellen, Giftgas eingesetzt zu haben. Assad selbst wies die Vorwürfe zurück: «Das ist Nonsens», meinte er. Und: «Welcher Staat würde Chemiewaffen oder andere Massenvernichtungswaffen an einem Ort einsetzen, an dem seine eigenen Truppen konzentriert sind?» So ein Vorgehen wäre vollkommen unlogisch, sagte er der russischen Zeitung «Iswestia».

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