Als Krebsspezialist setzte sich der 75-jährige neue Präsident von Uruguay Tabaré Vázquez sein Leben lang mit den Folgen des Rauchens auseinander. In seiner ersten Amtszeit verschärfte er Regulierung des Tabakkonsums drastisch. Zigarettenpackungen müssen seither zu Zwei Dritteln mit abschreckenden Bildern versehen sein; Bezeichnungen wie «light» sind nicht mehr zulässig.
2010 klagte deswegen der Marlboro-Hersteller Philipp Morris vor dem Schiedsgericht der Weltbank und forderte mindestens 25 Millionen US-Dollar Schadenersatz von Uruguay. Der Konzern mit Sitz in der Westschweiz gibt an, die von Vázquez eingeführte Tabak-Regulierung beeinträchtige seine Geschäfte.
Das neue Regulativ verstosse insbesondere gegen das schweizerisch-uruguayische Investitionsschutzabkommen.
Zigarettenmulti befürchtet Signalwirkung
Das Verfahren vor dem Weltbank-Schiedsgericht ist noch nicht abgeschlossen. Im Prinzip ist es ein Rechtsstreit mit David gegen Goliath-Dimensionen. Was sicher kein Zufall ist: Im Kleinstaat mit dreieinhalb Millionen Einwohnern versucht der Zigarettenmulti ein Exempel zu statuieren und andere Länder davor zu warnen, ihre Nichtrauchergesetze ebenfalls zu verschärfen.
Uruguay ist mit dem Kampf gegen das Rauchen allerdings gut gefahren: In den letzten zehn Jahren ging die Zahl der Herzinfarkte um 22 Prozent zurück; 16 Prozent der Raucher überwanden in dieser Zeit ihre Nikotinsucht.
Auch in seiner zweiten Amtszeit will Vázquez das Rauchen bekämpfen. Obwohl er der gleichen Partei wie sein Vorgänger José Mujica angehört, äusserte er wiederholt Kritik an dessen Politik, darunter der umstrittenen Legalisierung von Cannabis. Und seinen Prinzipien bleibt er treu: Einmal in der Woche streift Uruguays Präsident den weissen Kittel über und behandelt krebskranke Patienten.