Mit seiner aussenpolitischen Grundsatzrede hat Donald Trump Mitte Woche in Washington für Wirbel gesorgt. Die anfängliche Trump-Show wird für die US-Medien zunehmend zur nicht nur erfreulichen Pflicht. Fragen an USA-Korrespondentin Priscilla Imboden.
SRF News: Ist es Trump diesmal gelungen, sich als Staatsmann zu verkaufen?
Priscilla Imboden: Nein. Seine Rede war als aussenpolitische Grundsatzrede angekündigt. Man erwartete eine gewisse Vertiefung oder ein besseres Verständnis seiner Ideen zur Aussenpolitik. Aber Trump brachte nur eine Aufzählung diverser Aussagen aus seinen zahlreichen Wahlkampfauftritten. Da kam nichts Neues. Es war eine Mischung aus Populismus, Protektionismus und Ignoranz und wurde in den Medien hier auch so kommentiert.
Und doch scheinen die US-Medien sich jetzt etwas ernsthafter mit Trump zu beschäftigen, täuscht das?
Nein, die Berichterstattung hat sich tatsächlich in diese Richtung entwickelt. Angefangen hatte es im letzten Sommer noch ziemlich belustigt. Die Medien freuten sich auf diese Show. Diese Belustigung wich dann der Faszination darüber, dass seine ungewöhnliche Kampagne Erfolg zeigte, obwohl er ja wirklich keine Regeln beachtete und ganze Wählergruppen beleidigte. Darauf folgte eine Art Schock, dass so etwas überhaupt möglich ist. Sogar bei konservativen Sendern wie Fox News war man darüber nicht erfreut.
Nun läuft die Phase, wo die Medien Trump wirklich ernst nehmen müssen, denn er ist der wahrscheinliche Kandidat der republikanischen Partei für die US-Präsidentschaft. In diesem ganzen Prozess gab es nur eine einzige Konstante: Trump war immer auf allen Kanälen.
Wie wirkt sich diese Dauerpräsenz auf die Kandidatur des Milliardärs aus?
Sehr positiv. Es ist die eigentliche Lebensader seiner Kampagne. Seine Omnipräsenz verhilft ihm zu Gratiswerbung. Verschiedene Auswertungen zeigen, dass er auf allen TV-Sendern links wie rechts die Hälfte der Zeit ausfüllte, in der sie über den republikanischen Wahlkampf berichteten. Alle anderen Kandidaten mussten sich also die andere Hälfte teilen. Das ist auch kein Zufall, denn Trump steuert diesen Prozess. Er weiss, was die Medien brauchen und dass sie Schlagzeilen und Aufregung lieben. Dafür sorgt er nötigenfalls mit deplatzierten und beleidigenden Aussagen. Es ist eine Symbiose, die Trump hilft.
Wir kritisch berichten die Medien über Trump? Wie stark werden seine Aussagen hinterfragt?¨
Das kommt auf die Medien an. Die TV-Sender sind vor allem an den Schlagzeilen der Show interessiert und hinterfragen Trump selten. Zeitungen und Webseiten hingegen weisen immer wieder darauf hin, dass Trump falsche Aussagen macht und seine Ideen auch keinen Sinn machen. Aber das scheint keine Rolle zu spielen, sondern Trump darüber hinaus gar zu helfen. Er schürt auch das Misstrauen in der Bevölkerung gegen die Medien. Er stellt die Medien als Teil des Establishments dar, gegen das er angeblich ankämpft. Das wirkt.
Was die Medien nicht so gut machen: Sie könnten stärker seine Motivation und seine Person hinterfragen statt sich auf Aussagen zu konzentrieren, die täglich ändern. Doch es ist wirklich ein schwieriges Umfeld. Es ist nicht einfach zu sagen, wie sie über das Phänomen Donald Trump berichten können, ohne ihm zu nützen.
Das Gespräch führte Tina Herren.