Von aussen ist das Claremont Institute ein graues Bürogebäude wie jedes andere in der unendlichen Häuserwüste des Grossraums Los Angeles. Ein dreistöckiger Klotz, der robust aussieht und doch nur vor allem aus Spanplatten besteht. Im Innern verströmen jedoch schwere, dunkle Ledersessel, massive Schreibtische und üppig bestückte Bücherregale einen Hauch von Kolonialstil-Atmosphäre.
Die Gründerväter nicht vergessen
An den Wänden hängen Bilder von Lichtgestalten der amerikanischen Geschichte. Für Bill Voegeli sind die Gründerväter der Vereinigten Staaten zwar nicht gerade Götter, aber doch unvergleichlich viel wichtiger für die USA als alle ihre Nachfolger.
Voegeli, dessen Urgrossvater Willy Voegeli hiess und aus Grafenried bei Bern in die USA auswanderte, ist ein überzeugter Konservativer. Im Gegensatz zu den Progressiven, die glaubten, die Welt ständig verbessern zu müssen und auch zu können, seien die Konservativen viel pessimistischer, erklärt er. Angesichts all der schlechten Erfahrungen, der extrem blutigen Menschheitsgeschichte, der Brutalität und Dummheit der Menschen sei es schon schwer genug, den kompletten Zerfall zu verhindern.
Möglichst wenig staatliche Eingriffe
Veränderungen bekämpfen, statt für scheinbare Verbesserungen einzutreten – das sei das Gebot der Stunde. Und das predigen Politphilosoph Voegeli und seine Kollegen im vornehm-elitären Claremont Institute seit Ende der 1970er-Jahre, seit der Ära von Ronald Reagan. Sie tun es mit der in rechts-konservativen Kreisen geschätzten Vierteljahreszeitschrift «Claremont Review of Books», mit Sommerseminarien für junge Akademiker und mit Konferenzen und Vorträgen.
Das Clarement Institute will mithelfen, die philosophische Grundlage des Konservativismus zu stärken, gleichzeitig aber vertritt es handfeste politische Forderungen. Zum Beispiel jene, den Staat möglichst klein zu halten. Der Staat solle nur machen, was unbedingt nötig ist: Die Grenzen bewachen und die innere Sicherheit wahren, heutzutage vor allem den Islamismus und den internationalen Terror bekämpfen. Im Land selber soll er die Redefreiheit gewährleisten und für die USA möglichst vorteilhafte internationale Verträge abschliessen – nicht viel mehr.
Trump ist kein echter Konservativer
Donald Trump würde das wohl unterschreiben, glaubt Voegeli. Doch wer wisse schon, was Trump wirklich glaube. Persönlich hätte der konservative Voegeli jeden anderen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump vorgezogen. Der sei ein Zufallsprodukt, ein Resultat eines verfehlten Auswahlverfahrens – und wahrscheinlich gar kein Konservativer im üblichen Sinne.
Aber jetzt sei der egozentrische Immobilienhai nun mal offizieller republikanischer Kandidat – und sicher besser als Hillary Clinton. Diese habe in ihrer ganzen politischen Karriere versucht, den Staat auszubauen, statt ihn zu verkleinern. Und das werde sie als Präsidentin weiter tun, ist Voegeli überzeugt.
Losverfahren wäre besser gewesen
Er – Voegeli – werde deshalb Trump wählen. Und sei es auch nur, damit die wahrscheinliche Präsidentin Hillary Clinton eine Stimme weniger erhalte. Die Auswahl aber, die er und alle anderen Wählerinnen und Wähler 2016 hätten, «ist im Grunde genommen schockierend», fährt er fort.
Als vor mehr als 200 Jahren in den USA weniger als fünf Millionen Menschen lebten, wurde das Land von Leuten wie Washington, Franklin, Madison oder Jefferson geführt. Jetzt, mit 325 Millionen Einwohnern, stünden Hillary Clinton und Donald Trump zur Wahl. Hätte man die Kandidaten ausgelost, wäre es wohl besser herausgekommen, so Voegeli.