Bei den Ermittlungen zur Abhöraffäre in Polen wurden zwei Verdächtige festgenommen. Ausserdem meldete sich der Kellner eines Restaurants, in dem ein Treffen von Aussenminister Radoslaw Sikorski mit dem ehemaligen Finanzminister Jacek Rostowski illegal aufgezeichnet wurde, selbst bei der Staatsanwaltschaft. Das sagte eine Behördensprecherin in Warschau.
Der Kellner sei als Verdächtiger vernommen worden, ebenso wie ein Angestellter eines anderen Restaurants. Zu den beiden Festgenommenen gab es zunächst keine weiteren Angaben. Medien hatten zuvor bereits von der Festnahme eines wohlhabenden Geschäftsmanns berichtet.
Justizminister Marek Biernacki setzt darauf, dass die Affäre um abgehörte Politikergespräche noch vor dem Ende der Sommerferien gelöst wird. «Das muss so schnell wie möglich aufgeklärt werden», sagte er in Warschau. «Alles andere wäre schlecht für den Staat.»
Neuwahlen gefordert
Derweil möchte gut die Hälfte der Polen Neuwahlen. Nach einer vom Fernsehsender TVP in Auftrag gegebenen Umfrage halten 51 Prozent vorzeitige Wahlen für den besten Ausweg aus der Krise, 36 Prozent lehnen Neuwahlen ab.
Der Umfrage zufolge müsste sich die liberalkonservative Bürgerplattform (PO) von Regierungschef Donald Tusk dann von der Macht verabschieden, denn 31 Prozent würden derzeit die Nationalkonservativen wählen.
Für die PO würden derzeit nur 24 Prozent der Wähler stimmen, während die antieuropäische Rechtspartei «Neue Rechte» mit zehn Prozent drittstärkste Partei würde.
Showdown im Parlament am Mittwoch
Berichte des Nachrichtenmagazins «Wprost» über belauschte Politikergespräche stürzten die Regierung von Donald Tusk in eine schwere Krise.
Unter anderem waren durch die veröffentlichten Abschriften Indiskretionen aus privaten Treffen von Innenminister Bartlomiej Sienkiewicz, Aussenminister Radoslaw Sikorski und Schatzminister Wlodzimierz Karpinski mit Geschäftsleuten und politischen Freunden publik geworden.
Tusk wird am Mittwoch im Parlament Stellung zu der Affäre beziehen. Die PiS will ein konstruktives Misstrauensvotum gegen die Regierung, während die linken Oppositionsparteien im Parlament vorgezogene Neuwahlen anstreben.