Kann Athen nach dem Besuch sofort auf eine weitere Tranche aus dem Hilfskredit hoffen?
Nein. Denn das ist nicht allein Sache der deutschen Bundesregierung und der Athener Regierung aus Links- und Rechtspopulisten. Das Treffen Merkels mit dem griechischen Premier dürfte nach den Wirren der vergangenen Wochen und Verstimmungen zwischen beiden Regierungen vor allem der Beziehungspflege dienen. Ein Anfang wurde ja schon während des EU-Gipfels Ende vergangener Woche beim Sondertreffen gemacht. Danach gaben sich alle Beteiligten etwas zuversichtlicher, obwohl sich die «Chefs» letztlich nur auf das verständigt haben, was die Euro-Gruppe zuvor bereits am 20. Februar beschlossen hatte.
Wann kann Griechenland denn mit Hilfszahlungen rechnen?
Sollte der Beschluss der Euro-Länder vom 20. Februar weiter gelten, kann streng genommen Athen erst dann die restlichen Finanzhilfen erhalten, wenn das aktuelle, bis Ende Juni verlängerte Programm erfolgreich abgeschlossen ist. Reformen müssen also nicht nur angekündigt, auf einem Papier an die Geldgeber verschickt und vom Athener Parlament beschlossen sein, sie müssten letztlich auch umgesetzt werden. Sollte Athen das verlängerte Hilfsprogramm zügiger abschliessen, können natürlich auch die ausstehenden Hilfskredite schneller freigegeben werden. Teil-Auszahlungen in Raten, wie es sie früher durchaus gab, sind nach früheren Angaben aus dem Bundesfinanzministerium aktuell nicht möglich.
Könnten die internationalen Geldgeber die Zügel etwas lockern?
Gut möglich, denn der jüngste Deal lautet wohl: Geld gegen Tempo. Die Europartner sicherten Athen zu, so rasch wie möglich die dringend benötigten Milliardenkredite zu überweisen. Im Gegenzug wollte Tsipras «in den nächsten Tagen» eine vollständige Reformliste vorlegen. «Alles soll schnell gehen», hatte Merkel nach dem Krisengespräch in kleiner Runde in Brüssel gesagt. Die Hoffnung ist gross, dass damit ein Weg aus der Sackgasse gefunden wurde.
Um wie viel Geld der internationalen Geldgeber geht es?
Es geht um 7,2 Milliarden Euro, die die Geldgeber wegen nicht eingehaltener Auflagen auf Eis gelegt haben. 1,8 Milliarden aus dem Euro-Rettungsfonds EFSF sowie 1,9 Milliarden Gewinne der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dem Verkauf griechischer Staatsanleihen. Die restliche Summe kommt vom Internationalen Währungsfonds (IWF), dessen Programm noch bis Ende März 2016 läuft.
Wie gross ist die Finanznot Athens?
Immens. Wie gross genau, ist aber unklar. Vor einer Woche noch sprach der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis von einem «kleinen, unbedeutenden Liquiditätsproblem». Wenig später stellte Vizeregierungschef Giannis Dragasakis klar: «Wir laufen Gefahr, ohne Geld zu bleiben.» Die Steuereinnahmen liegen weit hinter Plan, ebenso der Primärüberschuss - also das Haushaltsplus ohne Zinskosten. Zugleich fliesst immer mehr Kapital aus Griechenland ab. Ein Überblick fehlt auch, weil Experten der Geldgeber nicht in die Bücher schauen durften. Immerhin: Nach dem EU-Gipfel hat Athen zugesichert, wieder Kontrollen der Ex-Troika zuzulassen.
Wie lange reicht das Geld?
Die Sorge ist gross, dass Griechenland bereits im April vor der Staatspleite stehen könnte. Die Tsipras-Regierung greift auf Barmittel der Sozialkassen und staatlicher Unternehmen zurück. Nach Informationen verschiedener Medien verfügt die griechische Regierung nur noch bis 8. April über genügend Liquidität. Dies gehe aus Berechnungen der EU-Kommission hervor. Vom 9. April an werde die Situation als kritisch eingestuft.