In einer ersten Reaktion auf den Abbruch der diplomatischen Beziehungen durch Saudi-Arabien hat Iran Unverständnis geäussert. «Die Saudis haben schon in der Vergangenheit mit solchen voreiligen und irrationalen Entscheidungen Instabilität in der Region verursacht», sagte der iranische Vizeaussenminister Hussein Amirabdullahian im staatlichen Fernsehen.
Kein saudiarabischer Diplomat sei zu Schaden gekommen. Sein Land sei für Diplomaten eines der sichersten der Region. Die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien bezeichnete Abdollahian als grossen Fehler, der nicht mit dem Abbruch der Beziehungen vertuscht werden könne.
USA zeigen Zurückhaltung
Zurückhaltend äusserte sich die US-Regierung. Die USA glaubten, dass «diplomatisches Engagement von grundlegender Bedeutung» sei, zitierte der Sender CNN den Sprecher des Washingtoner Aussenministeriums. Die USA würden weiterhin die Führungsparteien in der Region dazu aufrufen, «positive Schritte» zur Entspannung der Lage zu unternehmen.
Als Reaktion auf die Erstürmung der saudischen Botschaft in Teheran am Samstag hatte Saudi-Arabien die diplomatischen Kontakte zu Iran am Sonntag beendet und forderte dessen Diplomaten auf, das Königreich zu verlassen.
Aufgebrachte iranische Demonstranten waren aus Protest gegen die Exekution al-Nimrs in die saudische Botschaft eingedrungen, hatten Feuer gelegt und Mobiliar zertrümmert.
Auch in Awamija, der saudiarabischen Geburtsstadt al-Nimrs, war es am Sonntag zu Protesten gekommen. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur SPA waren im Dorf im ölreichen Osten des Landes Polizisten beschossen worden. Dabei wurde ein Zivilist getötet, ein Kind verletzt. Die Sicherheitskräfte fahndeten nach den Verantwortlichen der «terroristischen» Aktionen, sagte ein Polizeisprecher.
In sozialen Netzwerken wurde der getötete Zivilist als Märtyrer gefeiert. Einige Nutzer gaben an, er sei von saudiarabischen Sicherheitskräften getötet worden, was bisher nicht bestätigt wurde.
Saudi-Arabien hatte im Zuge einer Massenhinrichtung von 47 Menschen auch den bekannten schiitischen Kleriker Nimr al-Nimr exekutiert. Der schiitische Iran, der mit dem sunnitisch-wahabitisch geprägten Saudi-Arabien um die Vormachtstellung in der Region ringt, hatte empört reagiert.