International - Wahlen in Pakistan: Ein politischer Löwe steigt in den Ring
Pakistan ist im Wahlfieber. Das bedeutet: politisch motivierte Bombenanschläge und viele Versprechungen der Kandidaten. Gute Chancen auf einen Sieg am Samstag hat Nawaz Sharif. Er war zweimal Premierminister und ist ein politisches Urgestein.
Für seine Fans ist er der Löwe – Nawaz Sharif von der Partei Pakistan Muslim League Nawaz (PMLN). Frenetisch feiern einige Tausend seiner Fans den politischen Favoriten der anstehenden Wahlen. Nawaz Sharif führt einen Löwen in seinem Wahlsymbol. Doch von der politischen Raubkatze ist er noch weit entfernt. Stattdessen sorgt ein richtiger Löwe in einem Käfig für die Unterhaltung seiner Anhänger. Sie warten bereits seit Stunden.
Sardar Abdul Rahman ist einer von ihnen. Er ist aus Abbottabad angereist und sagt: «Sharif ist ein internationaler Führer und der einzige, der uns aus der Misere führen kann.»
Die Volkspartei auf dem Abstellgleis
Pakistan in der Krise: Davon spricht nicht nur Abdul Rahman. Auf dem Markt von Rawalpindi klagt Moshtaq Ahmad Malik, der Besitzer eines Elektronik-Ladens, über die letzten fünf Jahre unter der Herrschaft der pakistanischen Volkspartei PPP.
Malik hatte jahrelang für die Volkspartei gestimmt. Doch diesmal werde er Nawaz Sharif wählen: «Die PPP hat hier in meinem Bezirk schlechte Arbeit geleistet, und sie hat nichts für Pakistan gemacht. Wir haben stundenlange Stromausfälle. Es gibt nicht genügend Gas. Und die Korruption hat zugenommen.»
In Pakistan glaubt deshalb niemand, dass die PPP die Wahlen wieder gewinnen wird. Nawaz Sharif, ein massiger 63jähriger, liegt laut den Umfragen vorn. Ihm folgt der ehemalige Cricket-Star Imran Khan.
Politisches Urgestein
Während der Frauenschwarm Kahn bisher politisch nicht relevant war, ist Sharif ein Urgestein der Politik. In den 1990er Jahren war er zweimal Premierminister. Der Militärdiktator Pervez Musharraf setzte ihn 1999 in einem Coup ab und sperrte ihn ein Jahr ins Gefängnis. Danach floh er ins Exil. Seit 2008 sitzt Nawaz Sharif in der Opposition.
Zahid Hussain, ein politischer Analyst in Islamabad, zweifelt an Sharifs Fähigkeiten. Er könne das Land kaum aus dem wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Elend führen: «Nawaz Sharifs Partei gilt zwar als Favoritin bei den Wahlen, aber ich glaube nicht, dass sie die absolute Mehrheit gewinnen wird.»
Nur Gehör für Geschäftsleute
Das würde erneut eine schwache Koalitionsregierung bedeuten, für die es schwierig sein wird, die Probleme zu lösen. Sharif kann Problem lösen – zumindest geschäftliche. Er stammt aus einer Handelsfamilie. Er und sein Bruder – der Regierungschef in Punjab – haben ein Gehör für die wirtschaftlichen Belange der Geschäftsleute. Doch sie sind taub, wenn es um die Probleme der Armen und der ländlichen Bevölkerung geht.
Auf der Wahlveranstaltung in Rawalpindi ist er endlich angekommen: Nawaz Sharif, der Löwe. Das Panzerglas, das seine Vorredner auf der Bühne vor Attentätern schützte, wird entfernt. Alle sollen sehen, wie mutig Sharif ist.
«Ich liebe euch», ruft er in die Menge. Und dann tut er, was zurzeit alle Politiker in Pakistan tun. Er verspricht das Blaue vom Himmel: Jobs, Strom, Sicherheit, Gerechtigkeit. Die Menge glaubt ihm.
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