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Athen einen Monat nach dem grossen Waldbrand
Aus Echo der Zeit vom 11.09.2024. Bild: Keystone/EPA ANA-MPA/George Vitsaras
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Waldbrände in Griechenland Athen nach dem grossen Feuer am Nordrand

Vor einem Monat brannte der Norden Athens. Die Schäden sind massiv, das Waldbrandrisiko bleibt hoch, und auch starke Niederschläge werden gefährlicher. Ein Rundgang.

In den Büros der Hilfsorganisation Help Hellas im Athener Vorort Kifisia. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sortieren mit grosser Sorgfalt Kinderkleidung nach Grösse und Geschlecht, auch Bettwäsche und Spielsachen gibt es reichlich. Alles Sachspenden für die Menschen, deren Häuser und Wohnungen vor einem Monat in den Waldbrandgebieten zerstört wurden.

Gott sei Dank konnte uns meine Mutter aufnehmen, sonst wären wir immer noch in einer Sporthalle untergebracht wie so viele andere.
Autor: Maria Bewohnerin des Brandgebietes Nea Penteli

Unter ihnen ist auch die 47-jährige Maria mit Ehemann Thodoris. Die zierliche Frau schaut, was sie von den Sachspenden gebrauchen kann, packt Shampoo und Seife ein und Kleidung für ihren achtjährigen Sohn. Die Familie hat in Nea Penteli gewohnt, einem der Orte im Norden Athens, wo das Feuer grosse Schäden anrichtete.

Brandgebiet Athen
Legende: Die Feuersbrunst zerstörte im Norden Athens innerhalb von weniger als zwei Tagen über 10‘000 Hektar Wald, über hundert Häuser und dutzende Geschäfte. Eine Frau kam ums Leben. SRF/Rodothea Seralidou

Maria fängt an zu reden und ihr schiessen die Tränen in die Augen: «Ich bin zwar froh, dass wir noch am Leben sind, aber wir haben unseren ganzen Besitz verloren: unser Zuhause. Gott sei Dank konnte uns meine Mutter aufnehmen, sonst wären wir immer noch in einer Sporthalle untergebracht wie so viele andere.»

Je mehr der Klimawandel fortschreitet, desto mehr Tage mit einem sehr hohen Brandrisiko wird es geben.
Autor: Christos Giannakopoulos Klimaforscher, Forschungsleiter im Nationalen Observatorium

Was das Feuer in Nea Penteli und dem Nachbarort Penteli angerichtet hat, ist auch einen Monat danach nicht zu übersehen: verbrannte Häuser und Autos mitten im Wohngebiet, zerstörte Pinien- und Olivenbäume; in der Luft ein strenger Aschegeruch.

Observatorium
Legende: Auch der einst grüne Penteli-Hügel des Athener Observatoriums, des ältesten Wissenschaftsinstituts des Landes, ist dem Feuer vom August zum Opfer gefallen. Das Institut konnte gerettet werden. Keystone/AP/THANASSIS STAVRAKIS

Christos Giannakopoulos zeigt vom verschonten Athener Observatorium aus auf die Brandgebiete. Die Wucht des Feuers sei eine Folge der Klimakrise, sagt der Klimawissenschaftler und Forschungsleiter des Instituts: «Der Sommer war dieses Jahr sehr heiss. Die extreme Trockenheit in Kombination mit den starken Winden führte dazu, dass sich das Feuer schnell ausbreiten konnte.»

Die klimatischen Bedingungen würden sich weiter verschlechtern und die Zahl der Tage mit sehr hohem Brandrisiko werde mit fortschreitendem Klimawandel weiter steigen, ist Giannakopoulos überzeugt.

Luftqualität sinkt weiter – mehr Niederschlag in kürzerer Zeit

Für den Grossraum Athen, in dem rund die Hälfte der griechischen Bevölkerung lebt, bedeute das nichts Gutes, sagt der Klimaexperte: «Die Brände belasten die Luftqualität auch langfristig, da es ja immer weniger Bäume gibt, die die Luft filtern. Insgesamt sinkt also die Lebensqualität.»

Ausserdem beschäftigt den Wissenschaftler die Stärke der kommenden Regenfälle: «Durch den Klimawandel regnet es seltener, aber die Regenfälle im Oktober und November werden sehr stark sein und mehr Wasser in weniger Zeit bringen. Ohne Pflanzen, die die Erde halten können, müssen wir auch da mit mehr Schäden rechnen.»

Brand in Athen.
Legende: Die Bilder von der in dunklen Rauch gehüllten griechischen Hauptstadt gingen am 12.8.2024 um die Welt. Das Feuer war am Vortag im Norden der Stadt ausgebrochen. Keystone/AP/PETROS GIANNAKOURIS

Die griechische Regierung versuche dieser Gefahr entgegenzuwirken, sagt der Leiter der Waldbehörde und führende Beamte im Umweltministerium, Evangelos Goundoufas: «Wir arbeiten gerade am Erosionsschutz, damit das Erdreich nicht weggespült wird.» Noch vor Monatsende soll eine Studie vorliegen, um weitere Massnahmen in die Wege zu leiten. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

Brandschäden.
Legende: In den vergangenen acht Jahren sind 37 Prozent des Waldes rund um Athen durch Brände zerstört worden. SRF/Rodothea Seralidou

Zusätzlich muss in den betroffenen Waldabschnitten künstlich wieder aufgeforstet werden, denn nach mehrmaligen Feuern kann sich der Wald nicht mehr von allein erholen, wie Goundoufas erklärt. Ziel sei ein Mischwald und nicht mehr nur Nadelbäume wie Pinien: breitblättrige, feuerresistentere Bäume wie Eichen, Johannisbrotbäume, Judasbäume oder Erdbeerbäume. Angrenzend an Wohngebiete sollen sie dereinst mehr Feuerschutz bieten.

Echo der Zeit, 11.9.2024, 18 Uhr

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