Die Schergen der Terrormiliz IS haben in den vergangenen eineinhalb Jahren eine Reihe wertvoller Kulturgüter in Syrien und im Irak zerstört. Eine Übersicht:
25. Juli 2014: GRABSTÄTTE JONAHS
Das Grab befand sich im Innern der sunnitischen Moschee des Propheten Jonahs. In wie weit das Grab tatsächlich historisch verbürgt ist, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Die Stätte gehört aber dennoch zum christlichen Weltkulturerbe im Nordirak.
Februar 2015: MUSEUM VON MOSUL
Iraks zweitgrösste Stadt, 400 Kilometer nördlich von Bagdad. Das Museum besass 173 Original-Antiquitäten. Zerstört wurden Statuen aus dem Weltkulturrerbe Hatra und Ninevah.
Februar 2015: ANTIKE BIBLIOTHEK VON MOSUL
Der IS verbrannte ca. 100‘000 Bücher und antike Schriften, unter anderem Dokumente aus dem 18. Jahrhundert des Ottomanischen Reichs. Der Brand dauerte mehrere Wochen. Irina Bokova von der Unesco nannte es den schlimmsten Akt von Büchervernichtung in der Geschichte der Menschheit.
März 2015: NIMRUD
Alt-Assyrische Stadt 30 Kilometer südlich von Mosul im Nordirak. Die Stadt erblühte zwischen 900 und 612 v.Chr. Auch deshalb ein besonders grosser Verlust, weil ein Grossteil der Schätze von Nimrud vor ihrer Zerstörung nicht wissenschaftlich erfasst werden konnte. Ihre Geheimnisse sind für immer verloren.
7.3.2015: RUINENSTÄTTE HATRA
Liegt 110 Kilometer südwestlich von Mosul. Hatra, gross gemacht durch den Nachfolger von Alexander dem Grossen 300 vor Christus, wurde zur Hauptstadt des vermutlich ersten Arabischen Reiches, regiert durch das Partha-Königreich, das die sagenumwobene Stadt Petra in Jordanien einschliesst.
9. März 2015: KHORSABAD
Assyrische Tempelstadt 19 Kilometer nordöstlich von Mosul im Nordirak. Für Kulturhistoriker ergibt sich die Einmaligkeit der geschändeten Kulturstätte in der stilistischen Besonderheit ihrer Kunstwerke, namentlich der besonderen Steinfresken.
18.3.2015: MUSEUM VON AR RAKKAR
Das Museum enthielt unzählige Artefakte aus der alt-assyrischen Zeit. Nachdem die Terrormiliz IS die syrische Stadt Ar Rakkar zur Hauptstadt ihres Kalifats ausgerufen hatte, plünderten Schergen der Miliz das Museum praktisch vollständig.
August 2015: KLOSTER VON QARYATAYN
Das Männerkloster in der nordwest-syrischen Stadt Qaryatayn zählt zu den kulturellen Wurzeln der Christenheit. Der IS zerstörte die im Kloster enthaltene Kirche aus dem 1. Jahrhundert nach Christus.
August 2015: BAAL-SCHAMIN-TEMPEL IN PALMYRA
Der Tempel des Baal Schamin war über 1800 Jahre alt. Er wurde im Jahr 17 errichtet und unter dem römischen Kaiser Hadrian im Jahr 130 erweitert.
Oktober 2015: TRIUMPHBOGEN VON PALMYRA
Anfangs Oktober sprengten die Extremisten in der Oasenstadt den zwischen 193 und 211 nach Christus erbauten Triumphbogen. Der IS wolle die antike Stätte vollständig auslöschen, klagte Verwaltungschef Mamun Abdelkarim nach der Zerstörung der Bauwerke.
Weitere Zerstörungen anderer Islamisten-Milizen
-
Bild 1 von 10. Al-Hadra soll von IS-Terroristen gesprengt worden sein. Die Stadt beherbergt gut erhaltene assyrische Ruinen, die bis ins dritte Jahrhundert vor Christus zurück datieren. Sie gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und liegt 110 Kilometer südlich der irakischen Stadt Mossul. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 10. Irakische Arbeiter bei einer archäologischen Stätte in Nimrud im Jahre 2001. Die Jahrtausende alte Stadt wurde von IS-Kämpfern nach deren Zerstörungen von Kulturgütern in der Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive am 6. März 2015 überrannt. Bildquelle: AFP.
-
Bild 3 von 10. Ein Video der Terrormiliz IS zeigt, wie Anhänger des IS Kulturgüter in der nordirakischen Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive zerstören. Ein IS-Anhänger erkärt darin, die Statuen hätten der Vielgötterei gedient. Der IS beruft sich dabei auf eine Interpretation des Islams, die die bildliche Darstellung von Menschen und Gott verbietet. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 4 von 10. Unter den zerstörten Kulturgütern ist auch eine Türhüterfigur, die mehr als 2600 Jahre alt ist. Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin, bezeichnet die Zerstörung als Katastrophe. «Das ist so, als würde jemand die Sphinx in Ägypten zerstören», erklärt er. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 5 von 10. Unesco-Chefin Irina Bokova fordert nun eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates: «Dieser Angriff ist mehr als eine Kulturtragödie – dies ist auch eine Sicherheitsfrage, da er Sektierertum, gewaltsamen Extremismus und Konflikte im Irak schürt», begründet sie ihre Forderung. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 6 von 10. Die radikal-islamischen Taliban kamen 1996 in Afghanistan an die Macht. Fünf Jahre lang terrorisierten sie das Land. Ebenso wie die IS-Terrormiliz lehnen die Taliban Ikonisierungen ab. Die zwei Buddha-Statuen von Bamiyan fielen dieser Ideologie 2001 zum Opfer. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 7 von 10. Am 12. März 2001 sprengten die Taliban die Buddha-Statuen von Bamiyan. Binnen Sekunden war zerstört, was zuvor 1400 Jahre Bestand hatte. Nach dem Ende der Taliban-Herrschaft kümmerte sich die Unesco um die Trümmer. Ein Wiederaufbau sei aber ausgeschlossen, hiess es 2011, ebenso wie wohl jener einer in Brand gesteckten Bibliothek in Mali. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 8 von 10. In Mali kommt es seit 2012 zu bewaffneten Konflikten zwischen Regierungstruppen (unterstützt von Frankreich), den Tuareg und islamistischen Kämpfern im Norden des Landes. 2012 zerstörten islamistische Kämpfer der Ansar Dine und der Al-Kaida in Timbuktu kulturell wertvollem Grabstätten. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 9 von 10. Fast noch schlimmer war der Brand im Januar 2013 in der Bibliothek von Timbuktu, dem Ahmed-Baba-Zentrum. Auf dem Rückzug vor den nahenden Regierungstruppen zündeten die Islamisten die Bibliothek an. Fast 100'000 Manuskripte waren dort gelagert, darunter einzigartige Schriften aus den vergangenen Jahrhunderten, die nun für immer verloren sind. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 10 von 10. Auch in Europa wurde in den letzten Jahrzehnten bedeutendes Kulturgut zerstört. Kroatische Kämpfer zerstörten die weltberühmte Brücke in Mostar im November 1993. Sie wurde wieder aufgebaut und im Juli 2004 feierlich eingeweiht. Wegen der Architektonik und ihrer symbolischen Bedeutung wurde die «Alte Brücke» 2005 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt. Bildquelle: Reuters.