SRF 4 News: Welcher amerikanische Präsident war besonders erfolgreich in seiner zweiten Amtszeit?
Manfred Berg: Die meisten Historiker bewerten wohl die zweite Amtszeit von Ronald Reagan als sehr erfolgreich – und zwar unabhängig davon, ob sie seine politische Einstellung teilen oder nicht.
Reagan reagierte ab 1985 sehr erfolgreich auf den Wandel im Ostblock und wurde in dieser Zeit eigentlich vom kalten Krieger zu einem Politiker, der sehr konstruktiv gegenüber der Sowjetunion auftrat. Reagans Administration hat wichtige Abrüstungsverhandlungen geführt und mit dem Vertrag über die Mittelstreckenraketen Ende 1987 auch das wichtigste Abrüstungsabkommen dieser Zeit in die Wege geleitet. Vor allem den amerikanischen Konservativen gilt er heute als eine strahlende Figur.
Dann gab es auch noch die anderen, weniger erfolgreichen Präsidenten. Auf wen trifft das am meisten zu?
Das Extrembeispiel ist sicherlich Richard Nixon, dessen zweite Amtszeit in Schande endete. Um einer Amtsenthebung zu entgehen, musste er zurücktreten. Bill Clinton war zwar in der Bevölkerung populär, hat aber in seiner zweiten Amtszeit fast keine politischen Impulse mehr setzen können – so sehr war er mit dem Lewinsky-Skandal beschäftigt.
George W. Bush war äusserst unpopulär, als er 2009 das Weisse Haus verliess. Seine zweite Amtszeit wurde vor allem überschattet durch die gescheiterten Demokratisierungspläne für den Irak und sein Versagen nach Hurrikan «Katrina».
Was muss Barack Obama gelingen, damit seine zweite Amtszeit eine erfolgreiche wird?
Aus Sicht der Amerikaner muss er zwei zentrale Probleme lösen, die sehr eng zusammenhängen: das grosse Haushaltsdefizit und die wirtschaftliche Rezession.
Von Obama wird erwartet, dass er seine Wahlkampfversprechen einlöst und dass sich der Aufwärtstrend in der wirtschaftlichen Entwicklung fortsetzt. An diesen Fragen werden die Amerikaner ihn messen. Was sie weniger erwarten, sind aussenpolitische Initiativen. Die spielen im Moment kaum eine Rolle.