Mit dem Scheitern der Verhandlungen mit der EU bleiben die Banken in Griechenland bis zum 6. Juli geschlossen. Darüber hinaus sind Kapitalverkehrskontrollen in Kraft getreten: Griechen können am Bancomat maximal 60 Euro pro Tag beziehen und Überweisungen nur innerhalb Griechenlands tätigen. Das bedeuten die Beschränkungen für die Griechen und darum wurden sie eingeführt:
Wie lange gilt die Beschränkung des Bargeldbezugs auf 60 Euro pro Tag?
Die Beschränkung gilt bis zum 8. Juli. Gemäss SRF-Korrespondent Werner Van Gent werden die Griechen mit 60 Euro pro Tag sicherlich auskommen: «Für die meisten Griechen sind 400 Euro pro Woche viel Geld. Das Durchschnitts-Einkommen liegt nämlich um einiges tiefer.»
Allerdings könnten nicht alle Griechen von dieser Regelung profitieren: «Vor allem Rentner besitzen oft keine Kreditkarte und können somit kein Bargeld am Bancomat beziehen.» Damit sie dennoch Bargeld abheben können, werde eine einzige Bank geöffnet, so der Korrespondent. Dort würden aber nur Rentner Geld abheben können: «Vermutlich werden sie dazu stundenlang Schlange stehen müssen – eine grosse Strapaze für ältere Menschen», so Van Gent.
Gilt die Bargeld-Beschränkung von 60 Euro pro Tag auch für Ausländer?
Für Touristen und Personen mit ausländischen Kreditkarten gilt das Limit von 60 Euro pro Tag nicht. Sie können so viel Bargeld beziehen wie die Beschränkung ihrer Kreditkarte zulässt, also zum Beispiel 600 Euro am Tag oder mehr.
Können die Griechen die Bargeldbeschränkung mit Kreditkarteneinkäufen umgehen?
Der Kreditkartenverkehr bleibt unbegrenzt. Einkäufe werden sofort abgeglichen. Die jeweiligen Unternehmen oder Verkäufer erhalten ihr Geld wie bisher ohne zusätzliche Verzögerung.
Funktioniert gegenwärtig Online-Banking?
Online-Banking funktioniert nur innerhalb Griechenlands. Die Griechen können also kein Geld ins Ausland überweisen.
Gibt es Ausnahmen, zum Beispiel für Unternehmen?
Viele Unternehmen haben Werner van Gent zufolge im Vorfeld schon Vorkehrungen getroffen: «Ein Grossteil des Geldes, das bereits abgeflossen ist, wurde von Unternehmen ins Ausland geschafft.» Zudem hätten Unternehmen sowie Privatpersonen die Möglichkeit, eine spezielle Bewilligung bei der Zentralen Sparkasse zu beantragen: «Ich befürchte aber, dass es ein Riesenchaos geben wird. Die Möglichkeit von speziellen Bewilligungen gab es auch in Zypern, als 2013 die Banken tagelang geschlossen blieben. Dort funktionierte es nicht reibungslos.» Griechenland sei aber viel grösser, darum wird es Van Gent zufolge schwieriger sein, eine Bewilligung zu erhalten.
Wer entscheidet über die Einführung einer Kapitalverkehrskontrolle?
Die Entscheidung über die Einführung der Kontrollen ist eine nationale Angelegenheit. Der Lissabonner Vertrag erlaubt dies für den Fall, dass die öffentliche Ordnung oder die öffentliche Sicherheit bedroht sind. Die Behörden erlassen die Gesetze mit Zustimmung der Europäischen Union. Die möglichen Massnahmen sind vielfältig – sie alle haben aber zum Ziel, den freien Geldfluss zu beschränken.
Warum werden Kapitalverkehrskontrollen eingeführt?
Wenn zahlreiche Bürger grössere Geldbeträge von den Banken ihres Landes abziehen, kann dies die wirtschaftliche Stabilität gefährden. Weil die Geldinstitute auf diesem Weg grosse Summen verlieren, können sie zusammenbrechen. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Banken sind dann beispielsweise nicht mehr in der Lage, Kredite zu gewähren. Investitionen werden kompliziert oder gar unmöglich.
Wann wurde zuletzt in der EU eine Kapitalverkehrskontrolle eingeführt?
Bislang hat mit Zypern nur ein Euro-Land Kapitalverkehrskontrollen verhängt. Im März 2013 wurden für mehrere Tage alle Online-Überweisungen gestoppt; die Banken blieben geschlossen. Die Bürger konnten an den Geldautomaten höchstens 190 Euro pro Tag von ihren Konten abheben. Im April 2015 hob Zypern alle Einschränkungen auf.