Die Syrien-Gespräche in Genf stehen unter einem schlechten Stern: Schwere Kämpfe in Syrien überschatten den Gesprächsauftakt. Deshalb sind auch die Erwartungen äusserst gering. Vorläufig reden die Vertreter der syrischen Regierung und der Opposition nur indirekt miteinander, über Friedensvermittler Staffan de Mistura.
Auch die Schweiz ist eher skeptisch. Aussenminister Didier Burkhalter sagt gegenüber Radio SRF: «Immer wenn man denkt, jetzt käme man voran, passiert irgendetwas. Es ist kompliziert, es ist unglaublich kompliziert.»
Es ist kompliziert, es ist unglaublich kompliziert.
Dennoch gilt es die kleine Chance zu nutzen, die dadurch entstand, dass der im Januar unter russisch-iranisch-türkischer Leitung ausgehandelte Waffenstillstand in Syrien einigermassen hält. Die Tatsache allerdings, dass Russland das syrische Regime vor Verhandlungsbeginn noch einmal ermahnen musste, die Luftangriffe einzustellen, zeigt jedoch: Stabil ist die Lage noch längst nicht, wie de Mistura kritisiert. «Die Versuchung für das Regime ist gross, Fakten im Terrain zu schaffen und so seine Position weiter zu verbessern.»
Bereitschaft zu Kompromissen klein
Die syrische Regierungsdelegation tritt in Genf ausgesprochen selbstbewusst auf. Über einen Machtverzicht ist sie nicht bereit zu reden. Nicht mal auf einen allmählichen und begrenzten politischen Übergang lässt sie sich ein. Nach dem Sieg in Aleppo fühlt sich Damaskus so stark wie nie seit dem Kriegsbeginn vor sechs Jahren. Und Baschar al-Assad spürt starken Rückhalt durch Moskau und Teheran.
Wo sind die USA? Ich kann es nicht sagen. Ich weiss es nicht.
Die Opposition hingegen ist extrem geschwächt – und in Genf nur eingeschränkt vertreten. Primär mit Kräften, die in Syrien selber wenig Gewicht haben. Weder der IS, noch die al-Nusra-Front noch die Kurden sind da. Ausgerechnet die Supermacht USA ist diesmal gänzlich auf Tauchstation. Staffan de Mistura: «Wo sind die USA? Ich kann es nicht sagen. Ich weiss es nicht.» Wenig erstaunlich daher, dass der UNO-Vermittler von einem «politischen Übergang» kaum noch spricht, nicht mal mehr als Fernziel.