«Angie» oder auch «Mutti» wird sie teilweise liebevoll genannt. Aufgewachsen ist Angela Merkel in der DDR. Ihr beispielloser Aufstieg wird durch die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ermöglicht.
Am Tag der Wende in der Sauna
Den Fall der Mauer erlebt die damals 35-jährige Wissenschaftlerin in Berlin: «Ich war in der Sauna. Und als ich zurückkam – ich hab in der Schönhauser Allee gewohnt –, habe ich gesehen, wie alle Leute die Bornholmer Strasse hinuntergeströmt sind. Ich habe mich dem Strom angeschlossen und bin dann am 9. November zum ersten Mal ohne Kontrolle über die Grenze gegangen.»
Zwei Jahre später ist sie in Bonn Ministerin des wiedervereinigten Deutschlands unter Helmut Kohl. Und im November 2005 wird sie als CDU-Politikerin zur ersten deutschen Bundeskanzlerin gewählt.
Die Eltern der geborenen Angela Dorothea Kasner hatten sich entschieden, ihren weiteren Lebensweg im Osten zu gehen. Die Mutter war Lehrerin, der Vater evangelischer Pfarrer. Schon kurz nach der Geburt ihrer Tochter in Hamburg brachten sie Angela in einem einfachen Korb in die DDR, in die Uckermark.
Schöne Kindheit in der Uckermark
Der Vater als Pfarrer hatte es schwer im Sozialismus: Der Widerstand, der Durchhaltewillen des Elternhauses haben Merkel als junges Mädchen geprägt. Sie beginnt sehr früh zu sprechen, aber spät zu laufen.
Ihre Kindheit beschreibt Merkel als schön: «In diesem unpolitischen Leben hatte ich ein sehr schönes Leben. Ich bin in einer schönen Landschaft aufgewachsen, ich hatte interessante Eltern mit vielen Büchern, die hatten Freunde... Also ich hatte, wie ich sagen würde, eine schöne Kindheit.»
Ihre Grundschulzeit verbrachte sie in Templin. Dazu ihre damalige Lehrerin: «Sie war eine gute Schülerin, überall. Aber dabei eher unauffällig.» In ihrer Jugend galt sie als harmoniebedürftig, aber auch als mutig. Immer wieder wurde sie von ihren Mitmenschen unterschätzt. Ihr Politikerkollege Horst Seehofer bemerkte später: «Wer Angela Merkel unterschätzt, hat schon verloren.»
Wagner, Fussball und Hausmannskost
In den 80er Jahren wird es Angela Merkel auf dem Land zu langweilig. Sie zieht nach Leipzig, um Physik zu studieren. Dort lernt sie den Mitstudenten Ulrich Merkel kennen und heiratet ihn. Fünf Jahre danach trennt sie sich wieder, behält aber seinen Namen. 1998 heiratet sie ihren heutigen Ehemann, den Physikprofessor Joachim Sauer.
Merkels Vorlieben: Sie mag die Musik von Richard Wagner, sie ist ein Fussballfan, sie kocht gerne, isst gerne Hausmannskost – und heute bestimmt auch ein Stück Geburtstagskuchen. Und sie mag es, zu reden. Aber nur wenn man dabei denkt. Wobei: «Denken beim Reden ist nicht so einfach.»
Eigene Kinder hat Angela Merkel nicht. Sie ist «Mutti der Nation», auch wenn sie bei Amtsantritt die jüngste Inhaberin des Kanzleramtes war.