Die amerikanischen Republikaner kämpfen mit zu vielen Kandidaten, die Demokraten haben das gegenteilige Problem: Neben Hillary Clinton gehen alle anderen unter.
16 Männer und eine Frau: So viele Republikaner bewerben sich in den USA darum, Präsidentschaftskandidat zu werden. Wer das Rennen macht, ist noch offen. Ganz anders sieht es bei den Demokraten aus. Eine einzige Frau, Hillary Clinton, überstrahlt alle anderen.
Zwar haben auch auf demokratischer Seite vier weitere Kandidaten angekündigt, ins Rennen zu steigen. Es sind dies:
Der Linkspopulist: Bernie Sanders (73), Senator aus Vermont
Der Jüngling: Martin O'Malley (52), ehemaliger Gouverneur von Maryland
Der Kriegsgegner: Jim Webb (69), ehemaliger Senator aus Virginia
Der Partei-Wechsler: Lincoln Chafee (62), ehemaliger Gouverneur von Rhode Island und einst Republikaner, dann Unabhängiger, jetzt Demokrat
Dazu kommt eine mögliche Kandidatur des aktuellen Vize-Präsidenten, Joe Biden (72). Er will sich bis Ende Sommer entscheiden.
Vier Kandidaten also, möglicherweise fünf. Doch welche Chancen haben sie, 2016 als demokratischer Präsidentschaftskandidat anzutreten? Das wollte SRF News von Politikwissenschaftler David Sylvan wissen.
David Sylvan
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Der Amerikaner ist Professor für Internationale Beziehungen und Politikwissenschaften am IHEID in Genf. Eines seiner Spezialgebiete ist die amerikanische Politik.
Kann einer dieser Kandidaten Hillary Clinton in den Vorwahlen der Demokraten gefährlich werden?
David Sylvan
: O'Malley geht es mit seiner Kandidatur darum, sich als Vize-Präsidenten ins Spiel zu bringen. Webb hat gerade erst das Hissen der Konföderierten-Flagge verteidigt [nach dem Mord an neun Afro-Amerikanern in Charleston haben sich sowohl Demokraten als auch Republikaner davon distanziert, Anm. d. Red.]. Und Chafee hat sich schon mit der Ankündigung seiner Kandidatur lächerlich gemacht: Eine seiner Prioritäten als Präsident werde es sein, in den USA das metrische System einzuführen, sagte er. Die drei haben keine Chance.
Wie sieht es mit Bernie Sanders aus? Der Alt-Revolutionär nennt sich einen «demokratischen Sozialisten», wettert gegen die ungleiche Vermögensverteilung und prangert Hillary Clintons Nähe zur Wall Street an.
Umfragen zeigen, dass die Zustimmung für Sanders gestiegen ist: Vielen demokratischen Wählern ist Clinton nicht links genug. Sie stören sich, genau wie Sanders, an Clintons engen Beziehungen zu den Banken und haben ihr nicht vergeben, dass sie 2002 für die Irak-Invasion gestimmt hatte. Die Unterstützung für Sanders, der dezidiert linke Positionen einnimmt, ist deshalb gross. Zudem kann Sanders auf eine grosse Anzahl an Freiwilligen zählen – eines der zwei wichtigsten Kriterien im amerikanischen Wahlkampf.
An erster Stelle aber steht das Geld. Und Sanders' Problem ist, dass er nicht viel Geld für eine Kampagne zur Verfügung hat. Das wird sich kaum ändern, weil er aus Prinzip dagegen ist, via Political Action Committees (PAC) Fundraising zu betreiben. Doch wenig Geld bedeutet: keine TV-Spots. Diese sind aber im US-Wahlkampf zentral. Sie sind die einzige Möglichkeit für einen Kandidaten, seine politischen Ansichten der breiten Masse bekannt zu machen.
Welche Chancen hat Joe Biden, sollte er kandidieren?
Tatsächlich wünschen sich viele Leute, die mit Clinton nicht glücklich sind, eine Kandidatur Bidens. Heute geht jedoch leicht vergessen, dass Biden schon zwei Mal an den demokratischen Vorwahlen teilnahm – jeweils ohne Erfolg. Dazu kommt sein hohes Alter von 72 Jahren. Ich glaube deshalb nicht, dass Biden kandidiert.
Hillary Clinton
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Zum zweiten Mal versucht Hillary Clinton, Präsidentin der USA zu werden. Lesen Sie
hier
ein Portrait über sie.
Warum gibt es bei den Demokraten denn keine starken Kandidaten? Haben sie es versäumt, Nachwuchs aufzubauen?
Nein, im Gegenteil. Es gibt viele fähige Leute wie beispielsweise den früheren Komiker Al Franken, Senator aus Minnesota, oder die erste öffentlich lesbische Senatorin, Tammy Baldwin aus Wisconsin. Aber weil Clinton als sehr starke Gegnerin wahrgenommen wird, wollen nur sehr wenige das Risiko auf sich nehmen, gegen sie anzutreten. Viele ziehen es vor, vier oder acht Jahre zu warten – je nachdem, ob Clinton 2016 verliert oder gewinnt.
Der Wahlkampf zwischen Republikanern und Demokraten hat noch nicht einmal begonnen. Dennoch erhält man den Eindruck, bei den Demokraten sei der Enthusiasmus über Clintons Kandidatur nicht allzu gross.
Das täuscht. Viele Frauen in den USA freuen sich, dass Clinton kandidiert. Auch an der Wall Street wird ihre Kandidatur begrüsst. Doch bei den demokratischen Wählern kommt sie zum Teil schlecht an, weil sie innerhalb der Partei dem rechten Flügel angehört. Zudem sehen sie viele als karrierefixierte Person, die ihre Meinung im Laufe ihrer politischen Karriere etwas zu oft geändert hat. Sie sei unehrlich, lautet der Vorwurf.
Mit ihrem Verhalten provoziert Clinton solche Aussagen auch bis zu einem gewissen Grad. So legt sie sich ungerne fest, wenn eine Angelegenheit die Partei spaltet. Das war jüngst bei der Keystone-Pipeline der Fall, die von Kanada in die USA führt: Obama ist gegen den Bau der Öl-Pipeline, einige Demokraten aber dafür. Clinton wollte keine Position beziehen mit dem Argument, dass sie als Präsidentin möglicherweise einen Entscheid in der Sache fällen müsse. Was natürlich kein Argument ist – ist diesem Falle dürfte sie sich ja zu keinem Thema mehr äussern.
Ein weiterer Grund für Clintons relative Unbeliebtheit ist, dass die Medien sie nicht mögen. Selbst die «New York Times» schiesst ständig gegen sie. So ist beispielsweise ein – wohlgemerkt republikanisch dominiertes – Komitee zum Schluss gekommen, Clinton habe sich in der Bengasi-Affäre [als ein amerikanischer Botschafter ums Leben kam, Anm. d. Red.] nichts zu Schulden kommen lassen. Statt darüber zu berichten, legt die «New York Times» den Fokus auf die privaten E-Mails, die Clinton dem Aussenministerium vorenthalten haben soll.
Dem medialen Gegenwind zum Trotz: Sie sehen Clinton als klare Siegerin der demokratischen Kandidaten.
Ja. Denn Clinton hat zwei entscheidende Vorteile. Erstens hat sie viel Geld und kann sich Fehler deshalb erlauben. Und zweitens ist sie so bekannt, dass schlechte Nachrichten ihr kaum schaden werden.
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