Es muss sein. Weil es die Tradition so will. Weil ein Mädchen, das nicht beschnitten ist, nicht heiraten darf. Weil nur eine beschnittene Frau als rein und anständig gilt.
Die Argumente für die Mädchenbeschneidung sind ebenso brutal wie das Ritual selbst. Doch langsam, so zeigt eine Studie des UNO-Kinderhilfswerks Unicef, brechen diese starren Normen und Wertvorstellungen auf, weigern sich immer mehr Mütter – und auch Väter – ihre Töchter zu verstümmeln. Und das in immer mehr Ländern.
Rückläufige Zustimmung in Irak, Kenia und Niger
In Irak zum Beispiel, oder in Kenia. Oder in Niger: Dort war noch in den späten 90er Jahren jede und jeder Dritte überzeugt, Mädchen müssten beschnitten werden. Zehn Jahre später war es noch jeder Dreissigste. In der Zentralafrikanischen Republik sank die Zustimmung innerhalb von 15 Jahren von 30 auf 11 Prozent.
Und auch in einem Land wie Ägypten, in dem fast alle Mädchen dieser grausamen Praxis ausgeliefert sind, ist laut Unicef ein Umdenken zu beobachten. Allerdings werde darüber nicht geredet, schränkt Francesca Moneti, Kinderschutzbeauftragte bei Unicef, ein. «Wir können beide dagegen sein. Aber wenn du siehst, dass ich mein Mädchen beschneide, dann denkst du, ich wäre dafür. Weil wir nicht reden.»
Das heisst, im Privaten lehnen viele die Mädchenbeschneidung ab, beugen sich dann aber doch der Tradition. Weil sie glauben, dass das von ihnen erwartet wird, und sie nicht wissen, dass sie mit ihrer Ablehnung nicht alleine sind. Ein Dilemma, das nur zu lösen sei, wenn das Thema öffentlich diskutiert und hinterfragt werde, sagt Moneti.
Status Quo in Somalia, Mali und Jemen
Und auch Aufklärung tut weiterhin Not. Denn – auch dies zeigt die Studie – trotz der positiven Entwicklung in vielen Ländern gibt es weiterhin auch «dunkle» Flecken auf der Landkarte: Es sind Staaten wie Somalia, Mali oder auch der Jemen, in denen sich in Sachen Genitalverstümmelung nichts geändert hat. Trotz aller Bemühungen.