«Steht auf und kämpft!», rufen Demonstranten in San Francisco an einem der unzähligen spontan organisierten Märsche gegen Donald Trump. Die Proteste finden seit den Präsidentschaftswahlen im November landesweit statt. Laufend entstehen neue Aktivistengruppen und debattieren über Strategien des Widerstands.
Widerstand soll nicht verpuffen
«Die Mobilisierung ist einmalig», sagt Sam Daley-Harris, Autor und Aktivist. Er ist seit mehr als drei Jahrzehnten in Bürgerinitiativen involviert. «Das ist ein spezieller Moment», ist er überzeugt. Der Widerstand erinnere ihn an die Zeit der Bürgerrechtsbewegung oder den Kampf gegen den Vietnamkrieg. Die Frage sei: «Wie lange wird dies andauern und welche Wirkung wird es entfalten?»
Seine Sorge ist, dass die Demonstranten auf der Strasse zu wenig Unterstützung erhalten. Die Menschen müssten begleitet und geschult werden: Sie müssten lernen, wie man eine Medienmitteilung schreibe, eine Sitzung organisiere oder wirksam lobbyiere. Das könne dazu beitragen, dass der Aktivismus anhalte, und nicht – so wie bei der «Occupy Wallstreet»-Bewegung mit der Zeit einfach verpuffe.
Es braucht jetzt einen Plan
Die «Occupy»-Bewegung habe ihre Botschaft – die Kluft zwischen dem reichsten Prozent und den anderen 99 Prozent – zwar rübergebracht. Trotzdem sei sie relativ wirkungslos geblieben. Für Daley-Harris liegt der Grund darin, dass die Bewegung keine konkreten Forderungen an die Politik formulierte. «Das brauchen wir jetzt», betont er. Es brauche einen Plan.
Gelinge dies, könnte die Ära Trump sogar eine Chance sein für die progressiven Kräfte in den USA, glaubt Daley-Harris: «Wenn sie diesen Moment ergreifen würden, könnten Demokraten und unabhängige Wählerinnen und Wähler Aufwind erhalten.»
Falls es tatsächlich dazu kommt, würde es in den USA schon bald erneut einen grossen politischen Wandel geben.