In Mittelitalien hat in der Nacht noch einmal die Erde gebebt: Das Erdbeben hatte laut der US-Erdbebenwarte eine Stärke von 4,8. Das Epizentrum lag in der Region Marken. Tausende, die die Nacht in Notunterkünften verbrachten, wurden geweckt. Zunächst lagen keine Berichte über Schäden vor, wie der Zivilschutz mitteilte.
In den vergangenen Tagen ist Italien von einer Serie von Erdbeben erschüttert worden. Ein Erdbeben der Stärke 6,6 hatte am Sonntag schwere Schäden angerichtet. Mehr als 1100 Nachbeben haben zudem die ohnehin schon verwüstete Region erschüttert. Fast 20 davon hatten eine Stärke von über 4, teilte die nationale Erdbebenwarte INGV mit.
Deformation der Erde
Die Erdbeben deformierten die Erdoberfläche auf 600 Quadratkilometern. Das geht aus einer Auswertung von Daten hervor, die der Erdbeobachtungssatellit Sentinel 1 der Europäischen Weltraumbehörde Esa erfasst hat, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Den Bereich mit der stärksten Veränderung beschrieben die Wissenschaftler als Ellipse, die etwa 40 Kilometer lang und 15 Kilometer breit sei, sagte Stefano Salvi von der italienischen Erdbebenwarte INGV.
Am äussersten Rand des Bereichs habe sich der Erdboden rund drei Zentimeter abgesenkt, im Inneren – in der Gegend um das Dorf Castelluccio – bis zu 70 Zentimeter. Ausserhalb des ellipsenförmigen Bereichs habe sich der Boden um einige Zentimeter angehoben.
Sechs Milliarden Euro für Stabilisierung und Wiederaufbau
Die Regierung hat bereits mit der Planung des Wiederaufbaus begonnen. Das Wirtschaftsministerium in Rom schätzt, dass die öffentliche Verwaltung 2017 sechs Milliarden Euro für die Stabilisierung öffentlicher Gebäude und den Wiederaufbau ausgeben wird. Zusätzlich will die Regierung mit einem am Freitag geplanten Dekret weitere Finanzierungen für den Wiederaufbau locker machen.
Ministerpräsident Matteo Renzi bekräftigte seinen festen Willen, die zerstörten Gemeinden in den Regionen Umbrien und Marken komplett wieder aufzubauen. Es sei ein «halbes Wunder», dass es bei einem Erdbeben mit einer Magnitude von 6,5, wie jenem am Sonntag, zu keinen Todesopfern wie beim Erdstoss im August gekommen sei.
Indes kämpft das Kulturministerium um die Rettung der beschädigten Kunstschätze. 1500 Werke wurden bereits aus den zerstörten Kirchen und Museen im Erdbebengebiet geholt und in Sicherheit gebracht. Kulturminister Dario Franceschini versprach seinen vollen Einsatz zur Rettung der Kunstschätze im Erdbebenraum.