Als politischen Störfall in der Folge der Atomkatastrophe von Fukushima: So interpretierte die CDU 2011 den Sieg der Grünen in Baden-Württemberg. Erstmals nach 58 Jahren ununterbrochener Herrschaft musste sie das Amt des Ministerpräsidenten einem Grünen überlassen: Winfried Kretschmann.
Doch nach neusten Umfragen könnten die Grünen bei der kommenden Wahl die CDU sogar auch als stärkste Fraktion im Parlament ablösen. Dass die Grünen in Baden-Württemberg mit 32 Prozent am stärksten sind, liegt zu einem grossen Teil an Winfried Kretschmann.
Bodenständig, pragmatisch – ein Landesvater
Kretschmann tritt als bodenständiger Landesvater auf, der die Mehrheit der Bevölkerung vertritt, auch gegen die Grünen und gegen seine ursprüngliche Haltung. Beim umstrittenen Projekt Stuttgart 21 zum Beispiel änderte er seine Meinung.
Oder beim Thema Automobilindustrie, wie der Politologe Albrecht von Lucke sagt: «Am Anfang seiner Legislaturperiode hat Kretschmann gesagt, er wäre froh, wenn eines Tages weniger Autos von Baden-Württemberg exportiert würden. Nach starkem Gegenwind von Daimler-Benz aus Stuttgart hat er sofort umgeschwenkt und macht jetzt – auch nach der Krise bei VW – eine klassische Unterstützungspolitik für die Automobilindustrie.»
Auch beim Thema Windkraft argumentiert er pragmatisch: «Warum soll ein Investor viele Millionen in die Hand nehmen, um ein Windrad irgendwo hinzustellen, wo gar kein Wind weht?»
Kretschmann ist ein Grüner, der schwarz redet, ohne rot zu werden.
Peter Schneider, CDU-Politiker und Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg sagt es so: «Kretschmann ist ein Grüner, der schwarz redet, ohne rot zu werden.»
Doch Kretschmann ist und bleibt populär. Es geht sogar soweit, dass die CDU in Baden-Württemberg wegen Merkel massiv Stimmen verliert, während Kretschmann sagt, er bete für die Gesundheit der Kanzlerin, weil er ihre Flüchtlingspolitik vorbehaltlos unterstütze. Und dafür gewinnt er sogar Stimmen. Gegen den Grünen Winfried Kretschmann scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Nicht einmal in der eigenen Partei.