In Japan hat der Weltklimarat IPCC den zweiten Teil seines neuen Berichts vorgestellt. Er beschreibt, welche Auswirkungen die Klimaerwärmung bereits hat, und wie gross die Risiken in der Zukunft noch werden können.
Das Fazit: Bereits jetzt sind die Effekte spürbar. Und sie werden noch viel gravierender, wenn die Menschheit nicht handelt. Die Botschaft des IPCC-Berichts ist klar: Die Klimaerwärmung ist eine Realität. Ihre Auswirkungen sind bereits zahlreich. Viele Gletscher auf der Welt sind zum Beispiel zurückgeschmolzen.
Das verändert die Wasserkreisläufe und führt mancherorts zu Wassermangel. Auch die Landwirtschaft ist schon betroffen, denn global gesehen sind die Erträge beim Anbau von Weizen und Mais zurückgegangen. Die Auswirkungen seien längst so weitreichend, dass niemand vom Klimawandel verschont werde, hielt Rajendra Pachauri, der Vorsitzende des Weltklimarats, bei der Vorstellung des Berichts fest.
Wir können etwas tun
Diese wichtige Erkenntnis verbindet der neue IPCC-Bericht mit einer zweiten, nicht minder wichtigen. «Die Menschheit ist dem Klimawandel nicht schutzlos ausgeliefert», sagt Christian Huggel, Forscher von der Universität Zürich und Mitautor: «Man kann mit sehr guter Anpassung die Risiken reduzieren. Die Anpassung ist sogar sehr wichtig.»
Anpassung an veränderte Umstände, das bedeutet zum Beispiel, dass Forscher neue Mais- oder Weizensorten züchten, die besser mit Hitze oder Trockenstress umgehen können. Andreas Fischlin von der ETH Zürich, auch er Mitautor des IPCC-Berichts, gibt ein anderes Beispiel: «Wenn wir häufigere Starkniederschlagsereignisse in der Schweiz haben, dann bedeutet Anpassung beispielsweise, dass wir höhere Dämme bauen und Hochwasserschutz betreiben.»
Die 300 am Bericht beteiligten Forscher loten aus, wie weit Anpassungen etwas nützen können, und wo das nicht mehr geht. Christian Huggel sagt dazu: «Bei den Ökosystemen der Arktis beispielsweise kann man mit Anpassungen relativ wenig machen. Da werden wir grosse Veränderungen in Kauf nehmen müssen.»
Empfindliche oder arme Regionen gefährdet
Anpassungen sind dann schwierig, wenn eine Region gegenüber der Erwärmung besonders empfindlich ist, wie etwa die Arktis oder auch die Schweizer Gletscher. Und schwierig wird es auch, wenn das Geld knapp ist.
Konkret bedeutet das, dass sich die Schweiz die Anpassung der Landwirtschaft an vermehrte Hitzewellen und Trockenperioden viel eher leisten kann als Länder in Afrika oder in anderen südlichen Regionen. Ausgerechnet dort aber ortet der neue Bericht die gravierendsten Auswirkungen der Klimaerwärmung auf Ackerbau, auf den Wasserkreislauf und anderes.
Reduktion der Treibhausgase wichtig
Anpassung ist also wichtig, aber sie genügt nicht. Deutlich wird dies, wenn man bedenkt, auf welchem Klima-Pfad sich die Welt befindet: Der internationale Klimaschutz kommt kaum voran.
Das könnte bedeuten, dass wir uns gegenwärtig auf eine Erwärmung von vier Grad bis ins Jahr 2100 zubewegen, wie Christian Huggel sagt. «Für die vier-Grad-Welt haben wir sehr viel grössere Risiken, und die können wir zum Teil schlicht nicht mehr auf ein erträgliches Mass reduzieren.» Die Menschheit muss also beides: Sich anpassen und weniger Treibhausgase ausstossen.
Das sind die Folgen des Klimawandels:
- Fast überall auf der Welt gehen die Gletscher zurück.
- Viele Tier- und Pflanzengruppen im Meer, im Süsswasser und auf dem Land haben ihren Lebensraum schon verlagert. Die Vegetationsperioden vieler Pflanzen haben sich verändert.
- Es gibt mehr negative als positive Auswirkungen auf die Getreideernte.
- Faktoren, die zu Armut führen, werden verschärft.
- Es gibt schon einige Klimarisiken bei ein oder zwei Grad Erwärmung.
- Eine hoher Anteil der Arten könnte verschwinden, insbesondere wenn andere Stressfaktoren hinzukommen wie Lebensraumänderung oder Ausbeutung der Bestände.
- Es gibt immer mehr Erfahrungswerte mit Anpassungsmöglichkeiten. Regierungen haben angefangen, Anpassungspläne zu entwickeln.