Zehntausende Menschen sind in der vergangenen Nacht für die Regierungspartei Ennahda in Tunesien auf die Strassen gegangen. Die Anhänger der Islamisten versammelten sich in der Hauptstadt Tunis auf dem Kasbah-Platz – dem Sitz der Regierung.
Ennahda selbst gab die Zahl der Demonstranten mit rund 200'000 an. Die Polizei machte keine Angaben. Die Menge skandierte Slogans wie «Das Volk will Ennahda» und «Gott ist der Grösste». Die Demonstranten schwenkten tunesische Flaggen und jene der Ennahda. Es war die bisher grösste Kundgebung seit der Revolution 2011.
Auch die Opposition protestiert
Zur gleichen Zeit brachte auch die Opposition ihre Anhänger auf die Strassen von Tunis. Schätzungsweise 10'000 Menschen forderten den Rücktritt der Regierung. Die Opposition demonstriert seit Tagen gegen die Zustände im Land. Jüngster Auslöser war der Mord am Oppositionspolitiker Mohamed Brahmi am 25. Juli. Bereits vor sechs Monaten hatte ein ähnlicher Fall für Wut und Proteste in Tunesien gesorgt. Im Februar hatten Unbekannte den Oppositionellen Chokri Belaid ermordet.
Die Regierungsgegner beschuldigen Anhänger der Ennahda der Morde. Die Regierung selbst sieht Salafisten hinter der Tat. Sie sind Anhänger einer erzkonservativen Strömung im Islam.
Die Regierung hat inzwischen vorgezogene Neuwahlen für Mitte Dezember angekündigt. Regierungschef Ali Larayedh schloss gleichzeitig einen vorzeitigen Rücktritt aus.