Die Rebellengruppe Séléka hat die Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik Bangui erobert. «Wir haben den Palast», bestätigte ein Rebellensprecher die Einnahme des Amtssitzes von Präsident François Bozizé.
Die Séléka-Rebellen sollen auch die nationalen Fernseh- und Radiostationen erobert haben. Von dort aus wollen sie offenbar eine Rede an das Volk richten.
Unklar ist jedoch, wohin sich der 66jährige Bozizé abgesetzt hat. Berichte wonach er in die Demokratische Republik Kongo oder nach Kongo-Brazzaville geflohen sei, wurden von den dortigen Behörden dementiert.
Auch Frankreichs Aussenminister Laurent Fabius bestätigte die Flucht Bozizés. Er machte aber keine näheren Angaben. Gleichzeitig rief Fabius die Konfliktparteien in der Zentralafrikanischen Republik zu «grösster Zurückhaltung» auf. Klar ist: Die Rebellen haben ihr Ziel – den Präsident zu stürzen – erreicht. Bozizé hatte sich 2003 an die Macht geputscht.
Kämpfe am Morgen
Nach einer ruhigen Nacht seien am Morgen wieder schwere Kämpfe zwischen den Rebellen und den Regierungstruppen ausgebrochen, sagte ein Offizier der regionalen Friedenstruppe. In der ganzen Stadt seien Explosionen und Maschinengewehrfeuer zu hören.
Nach Beobachtungen eines Reuters-Mitarbeiters wurden bei Gefechten mit den Rebellen mindestens sechs südafrikanische Soldaten getötet. Sie gehörten zu einer 400 Mann starken Truppe, welche die Armee ausbilden sollte. Nach Angaben der UNO bereiteten sie ihren Abzug vor.
Angesichts der sich zuspitzenden Lage hatte die frühere Kolonialmacht Frankreich schon am Samstag eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats beantragt.
Paris hat in dem Land derzeit 250 Soldaten stationiert. Unbestätigten Berichten zufolge wurden weitere 150 Mann entsandt, um den Flughafen von Bangui zu sichern. Dieser ist von strategischer Bedeutung, um die in Zentralafrika lebenden 1200 Franzosen in Sicherheit zu bringen.
Blutiger Konflikt in Zentralafrika
Notleidende Bevölkerung
Die Lage ist seit Monaten gespannt. Bereits im Dezember hatten die Rebellen Städte eingenommen. Frankreich, die USA und die Zentralafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft schickten daraufhin Truppen in das Land.
Nach Friedensgesprächen in Gabun hatten sich die Rebellen damit einverstanden erklärt, dass Präsident Bozizé bis 2016 im Amt bleibt. Im Februar wurde eine Allparteienregierung gebildet, in der Rebellen und Oppositionspolitiker wichtige Posten bekamen. Der Deal sah auch vor, Séléka-Kämpfer in die Armee zu integrieren. Die Rebellen werfen Bozizé nun vor, sein Versprechen gebrochen zu haben.
Die Zentralafrikanische Republik erlangte 1960 seine volle Unabhängigkeit von der französischen Kolonialherrschaft. Das Land ist seit Jahrzehnten von politischer Instabilität geprägt. Trotz reicher Rohstoffvorkommen an Diamanten, Gold und Uran gehört es nach wie vor zu den ärmsten Staaten der Erde.