In den vergangenen Tagen haben sich die Zika-Infektionen bei Schwangeren in Kolumbien sprunghaft ausgebreitet. Laut den Gesundheitsbehörden in Bogotá stieg sie von 890 auf 2116. Insgesamt sind in Kolumbien bisher 20'297 Infektionen registriert worden, von denen 1050 durch Labore bestätigt sind.
Das von Stechmücken übertragene Zika-Virus ist im letzten Frühling in Brasilien aufgetaucht. Seither hat es sich rasant ausgebreitet. Bereits 24 Länder auf dem amerikanischen Kontinent sind betroffen.
Sprunghafte Zunahme von Schädelfehlbildungen
Das Zika-Virus führt bei etwa 20 Prozent der Infizierten zu grippeähnlichen Symptomen und ist normalerweise nicht tödlich. Experten vermuten aber, dass die explosionsartige Ausbreitung des Zika-Virus in Lateinamerika für Fehlbildungen bei vielen Babys verantwortlich ist.
Es steht im Verdacht, bei Ungeborenen Mikrozephalie auszulösen. Daran erkrankte Babys haben einen extrem kleinen Schädel und damit auch ein besonders kleines Gehirn. Sie sind häufig geistig behindert und leiden unter neurologischen Störungen, weil das Gehirn unterentwickelt ist. In schweren Fällen sterben die fehlgebildeten Babys kurz nach der Geburt oder noch im Mutterleib.
Impfstoff gegen Zika gesucht
Bisher gibt es keinen Impfstoff gegen Zika. US-Präsident Barack Obama und seine brasilianische Amtskollegin Dilma Rousseff haben am Samstag in einem Telefonat vereinbart, eine hochrangige Expertengruppe einzusetzen, die rasch einen Impfstoff gegen Zika entwickeln soll.
Am stärksten von der Epidemie betroffen ist bisher Brasilien. Die Behörden gehen von bis zu 1,5 Millionen Verdachtsfällen aus. Seit Oktober hat sich die Zahl von Schädelfehlbildungen bei Babys dramatisch erhöht. Es gibt 4180 Verdachts- und 268 sicher bestätigte Fälle. Bei sechs Frauen konnte nachgewiesen werden, dass sie sich zuvor mit Zika infiziert hatten.
Dabei fällt die Mikrozephalie scheinbar so stark aus, dass die Babys kaum Überlebenschancen haben. 68 Babys starben seit Beginn der systematischen Erfassung am 22. Oktober 2015.
Bis zu 4 Millionen Ansteckungen erwartet
Das Zika-Virus wurde erstmals 1947 in Uganda entdeckt. Im letzten Frühling tauchte es plötzlich in Brasilien auf. Experten vermuten, dass es jemand aus Asien oder Ozeanien eingeschleppt hat und dann in Brasilien daran erkrankt ist. Durch bestimmte Stechmücken, die den Erkrankten gestochen haben, sei es vermutlich weiter verbreitet worden.
Der Verdacht, dass das plötzlich aufgetauchte Zika-Virus und die seither sprunghaft angestiegenen Mikrozephalie-Fälle bei Ungeborenen einen Zusammenhang haben könnten, ist in Brasilien im Herbst aufgekommen.
Ohne rasche Gegenmassnahmen könnte es laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ganz Amerika zu 3 bis 4 Millionen Ansteckungen kommen. Die WHO berät am Montag in einer Krisensitzung über die Ausbreitung des Virus.