Wer am TV Satiresendungen schaut, weiss einiges über das politische Geschehen. Diese Vermutung liegt nahe. Doch der Wissenschaftler Bruce Hardy von der University of Pennsylvania wollte es genau wissen und untersuchte die Wirkung von Satiresendungen auf die Zuschauer.
Komplexe Themen besser verstehen
Der doch etwas erstaunliche Befund seiner Studie: «Geht es zum Beispiel um die Finanzierung politischer Kampagnen oder um die Rolle des Geldes in der Politik, schneidet das Publikum der US-Satiresendung ‹The Colbert Report› klar besser ab», sagt Hardy. Der Zuschauer der Satiresendung wisse besser Bescheid und könne anspruchsvolle Fragen präziser beantworten als Leute, die bloss klassische Nachrichtenprogramme konsumierten.
Zum selben Ergebnis kommt eine weitere amerikanische Untersuchung, durchgeführt an der University of Delaware. Hier schnitten jene, welche die «John Oliver Show» zum komplexen Thema Netzneutralität sahen, klar besser ab als jene, die sich in einer traditionellen Politiksendung darüber informieren liessen.
Unterhaltungseffekt sorgt für Aufmerksamkeit
Wissenschaftler Hardy sieht mehrere Gründe für den Befund: «Satiresendungen sind unterhaltender als Nachrichtenformate und der Unterhaltungs- und Spasseffekt sorgt für Aufmerksamkeit.» Es ist genau diese erhöhte Aufmerksamkeit, die das Behalten der vermittelten Information im Gedächtnis begünstigt. Hinzu kommt: Satirische Texte sind spitzer formuliert, man bemüht sich stärker, die Knackpunkte eines Ereignisses herauszuarbeiten.
Mehr Sorgfalt, bitte!
Hardy folgert daraus nicht, dass alle Nachrichtensendungen durch Satireprogramme zu ersetzen seien. Trotzdem lassen sich Lehren aus den Forschungsergebnissen ziehen. So sollten sich die Nachrichten-Vermittler schlicht mehr Mühe geben bei der Aufbereitung ihrer Inhalte. Vieles käme zu dröge, zu lieblos formuliert daher, sagt der Wissenschaftler.
In vielen Newssendungen werde bloss Faktum an Faktum aneinandergereiht, «anstatt den Zuschauern eine Geschichte zu erzählen», so Hardy. Denn Menschen liebten Geschichten. Auch Informationssendungen müssten deshalb Geschichten erzählen. Denn es sei die Art und Weise, wie ein Stoff vermittelt werde, die darüber entscheide, was haften bleibe und was bloss vorbeirausche.