Et voilà: Die Uhr ist sogar wieder gelaufen! Da hat sich auch Ludwig Oechslin, eigentlich ein bescheidener Mensch, «extrem gewundert»; inzwischen ist der Lehrling von einst schon längst zum Uhrmacher-Meister geworden und seit gut zehn Jahren Direktor des Internationalen Uhrenmuseums in La-Chaux-de-Fonds.
Wider die Sekunden-Hektik
Dabei war er ein «Spätberufener»: Zuerst hatte Ludwig Oechslin in Basel Altertumswissenschaften studiert, und sich erst der Uhrmacherei zugewandt, als es mit dem Studium nicht mehr so recht vorwärts ging. So weit auseinander liegen die beiden Interessen allerdings nicht: Denn Uhren waren früher mehr astronomische Apparate als genaue Zeitmesser. Die Sekunden-Hektik kam erst später, und Ludwig Oechslin kann ihr auch heute nicht viel abgewinnen.
Manager statt Patrons
Die Uhrenstadt La-Chaux-de-Fonds ist Wohn- und Arbeitsort von Ludwig Oechslin. Vor allem die Offenheit der Stadt gefällt ihm, das «Multikulti» im Jura. Und dass es mit der Stadt in den letzten Jahren wieder aufwärts gegangen ist, freut ihn.
Allerdings hat die ganz grosse Uhrenkrise der 70er Jahre dazu geführt, dass viele Betriebe an grosse Uhrenkonzerne verkauft wurden: «Die Dynastien gingen zugrunde, sie wurden ersetzt durch ein Managertum.» Nun bestimmen die Manager aus Genf statt die Patrons aus La-Chaux-de-Fonds – und auch die grossen Zeiten des FC oder des Eishockeyclubs sind deshalb vorbei; lokales Engagement interessiert die grossen Weltkonzerne nicht.
«Wenn die Zeit richtig geht, fühlt man sich wohl»
Als Altertumswissenschaftler und Philosoph war Ludwig Oechslin eine Zeit lang auch Professor an der Universität Neuenburg, den «Röstigraben» indes hat er nie gesehen und nie gespürt. Immer wieder hat er auch selber neue Uhren konstruiert, etwa die Türler-Uhr in Zürich.
Und viel hat sich Ludwig Oechslin auch mit der Erfahrung der Zeit beschäftigt: «Zeit entsteht nur über die Erinnerung; sie ist eine Erfindung des Menschen». Und wenn wir uns nicht langweilen und auch nicht stressen, «so spüren wir die Zeit meist gar nicht – und wir fühlen uns wohl».