Der Bombenanschlag im Hauptbahnhof von Bologna, der Mord an Aldo Moro, der Zusammenbruch der Banco Ambrosiano: Skandale, die Italien erschütterten. Überall soll Licio Gelli seine Finger mit im Spiel gehabt haben. Vieles aber bleibt im Dunkeln, zahlreiche Geheimnisse nimmt Gelli nun mit ins Grab.
Faschist der ersten Stunde
Gellis Herz schlug rechts, weit rechts. Er kämpfte als italienischer Faschist im spanischen Bürgerkrieg gegen die Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg soll er für den US-Geheimdienst CIA tätig gewesen sein. In der Demokratie ist Gelli eigentlich nie angekommen, wie er bei einem Fernsehinterview 2008 bestätigte: «Ich bin im Faschismus geboren, habe im Faschismus studiert, für ihn gekämpft, ich bin Faschist und sterbe als solcher.»
Die ominöse Geheimloge
Bemerkenswert ist, dass Gelli mit seinen radikalen Ansichten so viele Anhänger um sich scharen konnte. Ans Tageslicht kam das eher beiläufig im Jahr 1981. Italienische Polizisten durchsuchten die Büros einer Matratzenfabrik. Es ging um Steuerdelikte. Doch sie fanden etwas ganz anderes: eine Liste mit tausend Namen. Es war das Mitgliederverzeichnis der Geheimloge P2. Zuoberst der Name von Licio Gelli. Es folgten Minister, Parlamentarier, Generäle, Unternehmer, Chefredaktoren.
Dieser Loge wurde stets vorgeworfen, Kontakte zur Geheimarmee Gladio unterhalten zu haben. Diese hatte ein paar hundert Mitglieder und illegale Waffenlager in ganz Italien. Gladio wäre bereit gestanden, hätten etwa die italienischen Kommunisten die Macht übernommen.
Nur mit Berlusconi geht es vorwärts.
Kurz nach der Entdeckung der Namensliste wurde Gelli in Genf verhaftet. Nach einer spektakulären Flucht aus dem Gefängnis Champ Dollon stellte er sich schliesslich und wurde in Italien mehrfach verurteilt. Nachgewiesen wurde Gelli die Verwicklung in den betrügerischen Bankrott der Banco Ambrosiano. Zudem hatte er beim Bombenanschlag von Bologna die Untersuchungsbehörden in die Irre geführt.
Besonders erschreckend bleiben die tausend Namen, die Liste seiner Loge. Auch Silvio Berlusconi stand darauf. «Nur mit Berlusconi geht es vorwärts», sagte Gelli 2008. Drei Jahre später stand das Italien Berlusconis vor dem finanziellen Abgrund.