Es braucht viel, bis der weite Obersee zu einer geschlossenen Eisfläche wird. Im November 1962 fielen die Temperaturen bis auf minus 7,5 Grad, im Dezember auf minus 13 Grad. Bereits im Januar 1963 wurden auf dem Untersee erste Wege übers Eis freigegeben. Am 7. Februar dann wurde auch das Überqueren des Obersees bewilligt.
Ein grosser Chilbiplatz
In den folgenden Wochen wurde der Bodensee zu einem Chilbiplatz. An den Wochenenden spazierten jeweils Zehntausende von Arbon (TG) nach Langenargen (D) oder von Rorschach (SG) nach Nonnenhorn (D). Die Seegfrörni zog nicht nur Seeanwohner an, Menschen aus der ganzen Schweiz und aus Süddeutschland begaben sich aufs Eis. Mit Schlittschuhen, mit dem Velo oder mit dem Auto überquerten sie den See.
Sport und Spass
Vielerorts wurde Eishockey gespielt. Vor dem Hotel Rietli in Goldach (SG) vergnügten sich die Besucher mit Curling und Eislaufen. Auch Musik gab es zur Bewegung: In Goldach (SG) wurde das Klavier von der «Rietli»-Bar aufs Eis getragen.
Tollkühne bauten Eisfahrzeuge, mit denen sie den See überquerten. In Horn (TG) wurde eine Vespa zu einem motorisierten Schlitten umfunktioniert. Das Gefährt, das Kinder und Männer zog, zerschellte in der Mitte auf dem See an einem Eishaufen.
Marroni-«Meier» aus Rorschach (SG) bot seine Edelkastanien auf dem See feil. Ihm taten es Dutzende Glühwein- und Punchverkäufer gleich.
Die Schattenseiten
Die Bodenseegfrörni hatte auch unangenehme Folgen. Fünf Personen mussten ihr Leben lassen, darunter auch Kinder.
Wegen der scharfen Kälte, des Eises und der damit verbundenen Futterknappheit verendeten 1963 auch tausende Wasservögel. In Rorschach wurde Geld gesammelt für Futter und Futterflüge.