In drei Monaten hat ein Forschungsschiff unter Schweizer Führung die Antarktis umrundet. Es war die erste Initiative des neu gegründeten Schweizer Polarinstituts (SPI) und ging am 19. März zu Ende. An Bord waren in verschiedener Zusammensetzung insgesamt 150 Forschende aus 18 Ländern. Unter ihnen war auch Umweltphysiker Alexander Haumann von der ETH Zürich, der die letzten drei Wochen auf dem Schiff verbrachte.
SRF News: Wie haben Sie die Expedition erlebt?
Alexander Haumann: Das war eine ganz neue und tolle Erfahrung für mich. Es war meine erste Fahrt auf einem Forschungsschiff und hat sich angefühlt wie eine permanente Achterbahn. Wellen von acht Metern Höhe schütteln einen ziemlich durch. Was nicht festgezurrt ist, rutscht weg. Man arbeitet vermutlich nur halb so schnell wie auf festem Boden.
Wie lief Ihr Arbeitsalltag ab in den drei Wochen.
Wir machten Messungen im Meerwasser: Temperatur und Salzgehalt. Etwa alle drei Stunden. Die Proben werden nun nach England und Deutschland zur Laboranalyse geschickt.
Welche neuen Erkenntnisse versprechen die Wasserproben?
Die meisten bisherigen Forschungen zur Bestimmung des Oberflächen-Süsswassereintrags in den südlichen Ozeanen basierten auf Satellitendaten und Computermodellen. Mit den jetzt gesammelten Proben kann nun mit Hilfe von Isotopen bestimmt werden, wie viel Süsswasser aus den verschiedenen Quellen kommt. Eine Quelle ist das Landeis von den Gletschern der Antarktis und den Eisbergen. Ein andere das Meereis, das sich jedes Jahr bildet. Dazu kommen der Regen und der Schnee aus der Atmosphäre.
Wasserproben gab es an einzelnen Orten in der Antarktis bereits. Noch nie wurden die Proben aber zirkumpolar, also rund um den Südpol herum, entnommen. Das ist die grosse Neuheit an diesem Forschungsprojekt.
Nun sollten wir eigentlich rund um die Antarktis herum bestimmen können, woher das Süsswasser kommt.
Gab es in den drei Wochen an Bord Freundschaften fürs Leben oder auch zwischenmenschliche Probleme?
Zwischenmenschliche Probleme gab es erstaunlicherweise kaum, obwohl sehr viele Leute auf sehr engem Raum zusammen waren. Alle waren sehr freundlich und offen in dieser internationalen Gemeinschaft. Auch war der Geist an Bord sehr produktiv, mit viel Verständnis für andere Projekte. Man lernte viele interessante Menschen aus anderen Forschungszweigen kennen für die künftige Zusammenarbeit. Es war sehr interdisziplinär.
Das Gespräch führte Marc Allemann.