Auch das Jahr 2016 war wieder voll von speziellen Wörtern. Aber welches prägte das laufende Jahr? Eine Jury von Radio SRF 3 sichtete rund 1000 eingesandte Begriffe und wählte schliesslich das Wort «Filterblase».
Eine «Filterblase» meint die falsche Sicherheit, in der sich Internetuser wiegen, weil sie nur noch mit Gleichgesinnten kommunizieren und sich so in der Mehrheit wähnen.
Die Begründung der Jury betont das Paradox:
Je vernetzter die Welt, desto isolierter das Individuum in einer Nische von Gleichgesinnten.
«Das Internet schafft Blasen, die dem Einzelnen die Welt bedeuten, dann aber plötzlich platzen, wenn sie merken, dass sie sich geirrt haben», so die Jury. Mit der Abstimmung über die Atomausstiegs-Initiative habe sich das Phänomen nun auch in der Schweiz gezeigt: Im eigenen digitalen Umfeld von Gleichgesinnten wähne man sich in der Mehrheit.
Echokammer Soziale Medien
Diese virtuellen Räume im Internet, auch «Echokammern» genannt, in denen man stets nur in seinen eigenen Vorlieben und Ansichten bestätigt werde, seien vom Web-User nicht nur selbstgewählt, sondern würden durch Algorithmen verstärkt: Denn Social Media wie Facebook sind so programmiert, dass Gleichgesinnte zu Gleichgesinnten kommen.
Damit seien soziale Medien genau das Gegenteil davon, was sie zu sein vorgeben, nämlich demokratisch zu sein. In Zeiten des «Postfaktischen» und von «fake news» (Falschmeldungen) verliere der Einzelne, ohne es zu merken, seine Deutungshoheit an eine Maschine.
Unwort «Inländervorrang light»
Laut der Jury spiegle das Schweizer Unwort des Jahres «Inländervorrang light» die Mühen der Politik, einen Volksentscheid umzusetzen und dabei möglichst allen entgegenzukommen, heisst es in der Begründung.
Um Kompromissbereitschaft und Abschwächung auszudrücken, die helvetischer Politik stets innewohnt, bedient man sich eines englischen Ausdrucks: ‹light›.
Der Begriff sei verniedlichend und klingt technisch, dass vergessen geht, dass es sich dabei um Menschen handle.
Der Satz des Jahres 2016
Die SRF 3-Jury legte sich auch auf den Satz fest, der lautet: «Vielleicht müssen wir die Granaten in Zukunft ohne Logo liefern, damit niemand weiss, woher sie stammen.» Er stammt von Nationalrat Andreas Glarner (SVP/AG) aus einem Interview mit dem Aargauer Regionalsender Tele M1.
Der Satz erscheine der Jury als Inbegriff der helvetischen Mentalität: «Das geht uns nichts an.»
Waffen zu exportieren und sich um die Folgen, zum Beispiel Flüchtlinge, zu foutieren, ist zynisch.
Ausdruck des Jahres: «Dabbing»
Für die Jury ist der Ausdruck des Jahres für einmal nicht ein Wort an sich, sondern die Geste «Dabbing», bei der man sich einen angewinkelten Arm mit der Ellenbeuge vor das Gesicht hält und den anderen Arm ausstreckt.
‹Dabbing› sagt als Ausdruck der Begeisterung in Zeiten von sozialen Medien mit Bildern wie Instagram mehr als tausend Worte.
Die Wort-Auswahl traf 2016 eine sechsköpfige Jury von Radio SRF 3, das die Aktion seit 2003 veranstaltet:
- Nora Zukker: Vorsitzende, Moderatorin «Lesezunder» SRF 3
- Gülsha Adilij: Kolumnistin und Moderatorin
- Bänz Friedli: Autor, Kolumnist und Kabarettist
- Renato Kaiser: Poetry-Slammer und Satiriker
- Daniel Quaderer: Autor
- Nicola Steiner: Moderatorin «Literaturclub»