Eigentlich will Heidi Klum am Donnerstag im Fernsehsender ProSieben «Germany's next Topmodel» küren. Doch die Live-Show in der Mannheimer SAP-Arena nimmt ein jähes Ende.
Überraschende Werbepause
Gegen 21.35 Uhr forderte ein Moderator die knapp 10'000 Zuschauer auf, die Halle «geordnet zu verlassen». Wegen eines technischen Problems könne die Show nicht fortgesetzt werden, heisst es zunächst.
Schon 20 Minuten zuvor hat Heidi Klum überraschend knapp eine Werbepause angekündigt. Direkt danach verlassen die 41-Jährige und ihre Co-Juroren Thomas Hayo und der Designer Wolfgang Joop die Bühne. Bis dahin sind noch drei Mädchen im Rennen um die Model-Krone.
Verdächtiger Koffer
Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiss: Um 21.07 Uhr hat eine Frau bei ProSieben angerufen und gedroht, dass in der Halle während der Live-Übertragung eine Bombe hochgeht. Zusätzlich wird an einer der Garderoben ein verdächtiger Koffer gefunden, wie die Polizei später mitteilt.
Daraufhin entscheidet der Veranstalter in Rücksprache mit der Polizei, die Halle vorsorglich zu räumen. Die Zuschauer verlassen die Halle ruhig – obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits im Internet von einer Bombendrohung zu lesen ist. Die Menschen versammeln sich zunächst auf dem Parkplatz vor der Halle.
Mädchen stehen in ihren Pumps und dünnen Kleidchen mit ihren Müttern ratlos herum. Wer die Ordner anspricht, bekommt zu hören: «Ein technischer Defekt.» Nach einiger Zeit ertönt eine Stimme über Lautsprecher. Ein Ordner übersetzt die unverständliche Ansage: «Wegen eines technischen Defekts kann die Veranstaltung nicht fortgesetzt werden. Wir bitten Sie, das Gelände zu verlassen.»
Die Stimmung auf dem Parkplatz bleibt die ganze Zeit über ruhig. «Ich finde es total bescheuert, ich finde es unmöglich, wie so jemand etwas machen kann», sagt Wenke Gänge aus der Nähe von Heidelberg. «Da sind doch auch kleine Kinder dabei.» Die 43-Jährige ist mit ihrer Tochter und Freunden bei der Show gewesen. Die Gruppe ist so schnell aufgebrochen, dass sie ihre Jacken in der Halle gelassen hatte.
Wenn die 10'000 Menschen verrecken, ist es nicht so schlimm, wie wenn die Promis verrecken
Andere Zuschauer ärgern sich über die Art der Räumung – immerhin hat die Jury zumindest die Bühne deutlich vor den Zuschauern verlassen. «Wenn die 10'000 Menschen verrecken, ist es nicht so schlimm, wie wenn die Promis verrecken», sagt die 23-jährige Lisa Bollinger aus Ludwigshafen. «Es ist eine bodenlose Frechheit, dass diese teuren Karten für den Arsch sind.»
Ihre Begleiterin stört vor allem, dass es zunächst keine weiteren Informationen gibt. «Es ist schon sehr seltsam», sagt sie. «Wir wissen nicht, was genau ist.»
«Bin nicht traurig, dass wir gehen mussten»
Andere zeigten Verständnis: «Man muss jetzt halt spontan sein», sagte Julia Philips aus Travemünde (Schleswig-Holstein). «Alles ist ganz friedlich abgelaufen. Traurig sind wir schon, wir sind extra aus Travemünde angereist. Wir schlafen in Heidelberg und fahren dann wieder nach Hause.» Ann-Kathrin Kluge aus Wiesloch sagte: «Ich schaue die Sendung sonst nicht und bin auch nicht traurig, dass wir gehen mussten.»
Erst kurz nach 22.30 Uhr teilt der Sender über den Kurznachrichtendienst Twitter mit: «Es gab während des #GNTMFinales eine Bombendrohung. Die #SAP-Arena ist sicher evakuiert worden.»
Keine Bombe im Koffer
Die Polizei hat in dem verdächtigen Koffer, der in der SAP Arena bei der Show «Germany's next Topmodel» gefunden wurde, keine Bombe entdeckt. «So, wie es aussieht, war keine Bombe drin», sagte ein Sprecher der Polizei Mannheim in der Nacht. Die Show war kurz nach 21.30 Uhr am Donnerstag abgebrochen worden.